Samstag, 11. Juli 2015

Verfehlte Aufklärung … Kaninchenstall - Heizwerk

 
Die meisten Besucher der Gedenkstätte Neuengamme erkunden das Gelände selbständig. Dafür hat man an zahlreichen Orten, die einer Erklärung bedürfen (was eigentlich immer zutrifft), Schautafeln mit textlichen Informationen aufgestellt. Diese Texte sind zwar nicht besonders ausführlich, sie vermitteln aber zunächst um was für einen Ort es sich handelt.

Nun gab es im ehemaligen Konzentrationslager eine Reihe von (Zwangs)Arbeitsstätten, auf die besonders hingewiesen werden muss. Beim Klinkerwerk hat die Gedenkstätte das einigermassen hingekommen, indem sie im Ostflügel eine Reihe von Schautafeln aufgestellt hat, die den Sinn und Zweck des Klinkerwerks, und die damit verbundene Zwangsarbeit vermitteln soll.

Allerdings gibt es auch Orte die überhaupt nicht erklärt werden, obwohl sie ein wesentlicher Bestandteil des Lagers gewesen sind. Dazu zählt die Kaninchenaufzucht ("Kommando Kaninchenstall"), die seit etwa 1940-41 außerhalb des eigentlichen Schutzhaftlagers in einem U-förmigen Gebäude untergebracht war. Heute sieht man dort nur eine grüne Wiese. Kein Hinweis, keine Schautafel, gar nichts. Hier muß die Frage gestattet sein, was die Gedenkstätte Neuengamme an ihrem Auftrag einer plastischen Darstellung des ehemaligen Lagers nicht verstanden hat?

Der genaue Standort ist zwischen Krematorium und Hauptausstellungsgebäude, direkt am ehemaligen Feuerlöschgraben nach Westen.





Das ehemalige Waltherwerk ("Fertigungsstelle Metallwerk") hatte ein eigenes Heizwerk. Heute stellt es sich als ein unscheinbares Gebäude dar, weil der ehemalige Schornstein schon lange nicht mehr vorhanden ist. Dennoch ist es ein Ort der Zwangsarbeit; sogar ein Ort des Todes. Denn Ende August 1944 wurde dort der 44jährige deutsche Häftling Wilhelm Kreutzer, der dort als zuverlässiger Heizer gearbeitet hat, von dem notorischen SS-Spitzel Walter Kümmel fast totgeschlagen, so dass der Häftling seinen schweren Verletzungen kurze Zeit später erlag. Kümmel wurde dafür nie juristisch belangt. Und für diesen grausamen Ort hält es die Gedenkstätte Neuengamme nicht für nötig einen Hinweis anzubringen? Herr Dr. Garbe schämen Sie sich eigentlich nicht?! Auch nach 25 Jahren als Direktor der Gedenkstätte Neuengamme haben Sie nicht begriffen, was seriöse Gedenkstättenarbeit ist.

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