Dienstag, 22. Dezember 2015

Verbirgt das Klinkerwerk Neuengamme ein „Geheimnis“?

Die Gedenkstätte Neuengamme hat den Vorteil, dass das komplette Klinkerwerk heute noch vorhanden ist, zumindest seine „Hülle“. Anders als wie das Klinkerwerk Oranienburg, das praktisch ausgelöscht wurde. Gleichwohl gibt es über das Werk Oranienburg eine wissenschaftliche Arbeit von Christel Trouvé, die damit 2011 ihre Dissertation vorgelegt hat.

Das Klinkerwerk Neuengamme war die größte Ziegelei zur damaligen Zeit in Europa, nachdem das Werk Oranienburg ein wirtschaftliches Desaster für die SS wurde. Insofern fällt es einem schwer nachzuvollziehen, warum es über das fast 17.000 qm große Werk, in dem es auch ohne Inventar noch einiges zu entdecken gibt, bislang keine wissenschaftliche Arbeit vorgelegt wurde. Das gilt gleichermaßen ebenso für das Stammlager Neuengamme. Auch hier gibt es nach 70 Jahren immer noch keine vollständige historische Gesamtdarstellung des einstigen KLs der Lagerstufe II. Zu den Außenlagern hingegen gibt es mehrere wissenschaftliche Arbeiten. Vor einigen Jahren meinte der Leiter des Archivs zu mir, dass es im Grunde seine Aufgabe sei Bücher zu schreiben. Schaut man sich die relativ beträchtliche Zahl von Publikationen anderer Gedenkstätten an, so lässt sich feststellen, dass die hochbezahlten Historiker der Gedenkstätte Neuengamme ihrem eigentlichen Auftrag nicht nachkommen. Es gibt viel Laber-Rhabarber, es mangelt jedoch vor allem an Konstruktivität.

Die Ziegelei in Neuengamme ist für jeden Besucher mit einer Art Mystik behaftet, denn besichtigen kann man das seit 1984 unter Denkmalschutz stehende Gebäude nicht. Ich werde an dieser Stelle nicht wiederholen, was ich bereits in meinen Unmutsbekundungen erörtert habe.

Interessant ist gewiss auch die Tatsache, dass sich die Arbeitskommandos des KL Neuengamme innerhalb des Lagers befunden haben. Die (Zwangs)Arbeitsstätten Klinkerwerk, die DAW, Messap, Jastram oder die Fertigungsstelle Metallwerk (Waltherwerk), lagen unweit der Unterkunftsblöcke im Schutzhaftlager. Das hatte den besonderen Nutzen, dass die Arbeitskraft der Häftlinge zu einem höheren Maß als wie in anderen Lagern ausgeschöpft werden konnte, denn lange Fußmärsche zu den Arbeitskommandos gab es nicht. Und für die größte Produktionsstätte in Neuengamme hatte das eine außerordentlich effiziente Bedeutung.

Der damalige Werksleiter Werner Kahn hat Mitte der 80er Jahre in einem Interview erzählt, dass man in der Endphase des Krieges Unterlagen aus Berlin im Klinkerwerk irgendwo eingemauert hätte. Welchen Sinn das gehabt haben soll erscheint reichlich suspekt. Jedenfalls wurde nach dem Krieg danach gesucht, gefunden hat man allerdings nichts. Ob diese Behauptung der Wahrheit entspricht, wird sich nur klären lassen, wenn das Werk gründlich erforscht wird.

Aber das Klinkerwerk hat noch ein anderes „Geheimnis“ zu offenbaren, welches bis zum heutigen Tag undokumentiert geblieben ist. Wiederum stammt es aus dem Munde von Herrn Kahn. Er sagt, dass sich unterhalb des Klinkerwerks, und zwar dort wo sich der so genannte Sumpf befindet, ein Magazin (Materiallager) mit „riesigen Sälen“ befunden habe (wo auch die Dokumente aus Berlin versteckt worden sein sollen). Zunächst stutzt man vielleicht über diesen Hinweis. Aber man kann, wenn man sich die Örtlichkeiten etwas genauer anschaut, dieser Aussage durchaus glauben schenken. Zwischen den beiden Sumpfbecken befindet sich nämlich ein Gang der in die Tiefe führt, und dort gibt es womöglich ein Problem mit dem Grundwasserspiegel. Deswegen wurde wohl auch der Zugang verrammelt, weil es für „Eindringlinge“ einfach viel zu gefährlich werden könnte. Das kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass keine Untersuchungen bisweilen dazu eingeleitet worden sind. Oberstes Gebot der Gedenkstättenforschung sollte es sein, alle Bereiche des ehemaligen KLs zu erforschen und zu dokumentieren.

Vor einigen Jahren beispielsweise hat man im ehemaligen Schutzhaftlager eine Art Kanalisationssystem entdeckt oder wiederentdeckt. Derartige Funde sind für das Verständnis des lokalen Lagersystems von elementarer Bedeutung, und ermöglichen dadurch einen anderen oder besseren Blickwinkel auf die historische Geschichte des KL Neuengamme. Beim Klinkerwerk wäre das ebenso der Fall. Die Fachleute müssen einfach nur tätig werden …

Freitag, 4. Dezember 2015

Unbekannte Fotos?

Ich habe bereits vor einigen Jahren von Fotos berichtet, die über Jahrzehnte hinweg einem ehemaligen Häftling zugeschrieben wurden. Deswegen war in Publikationen auch immer wieder der Name Heinrich Masseth in diesem Zusammenhang zu finden. Der hat diese Fotos aber nicht gemacht, sondern Fotografen der SS, darunter Josef Schmitt.

Masseth hat diese Fotos zusammen mit einem anderen Häftling während der Evakuierung des Stammlagers Neuengamme „gestohlen“. In der Nachkriegszeit hat er dann mehrfach versucht, aus diesen Fotos Kapital zu schlagen. Auch bei der Hamburger Kulturbehörde hat er es vesucht, die aber zunächst ablehnte. Später (1981) kaufte man die Fotos aber doch. Vom historischen Standpunkt aus war das sicherlich die richtige Entscheidung. Diese Fotos sind nämlich sehr hilfreich, weil sie zum Teil die Aufbauphase des Lagers Neuengamme zeigen.

Kürzlich wurde auf der Webseite der Gedenkstätte Neuengamme unter der Rubrik „Aktuelles“ die Frage gestellt: In welchem Außenlager entstanden diese Fotos? Dabei handelt es sich um eine Reihe von Aufnahmen, die diesen ominösen Stempel vom Masseth tragen. Sie zeigen aber definitiv nicht das KL Neuengamme, und auch kein Aussenlager.

Ich kann es mir einfach nicht verkneifen die Frage zu stellen, was die Historiker der Gedenkstätte Neuengamme in den letzten fast 35 Jahren eigentlich gemacht haben, dass sie bis heute nicht herausgefunden haben, dass es sich bei den Aufnahmen zweifelsfrei um das Lager Stutthof handelt (wo Max Pauly bekanntlich längere Zeit Kommandant gewesen ist).

Also ich habe das ratzfatz schon vor einigen Jahren klarstellen können (und dabei habe ich nicht einmal einen akademischen Titel ;-)

Hier der Link zu den Fotos