Samstag, 7. Mai 2016

22. Juni 1941

Der Überfall (“Unternehmen Barbarossa”) auf die Sowjetunion am 22.6.1941 durch die Deutsche Wehrmacht von vor ziemlich genau 75 Jahren, gibt eigentlich keinen Anlaß dieses Ereignis besonders hervorzuheben. So jedenfalls könnte man die Gedenkstätte Neuengamme verstehen, die es offenbar nicht für notwendig erachtet, diesem besonderen Datum und den damit verbundenen Kriegsverbrechen zu gedenken bzw. dafür eine Veranstaltung in Betracht zu ziehen. Im aktuellen Veranstaltungskalender findet sich dazu jedoch nichts. Weshalb eigentlich nicht?

Weil man für die mehr als 1000 sowjetischen kriegsgefangenen Opfer, die im KL Neuengamme zu Tode gekommen sind, keinen Respekt empfindet?

Was muss geschehen, damit nicht nur den Toten und Überlebenden der verschiedenen Nationalitäten gedacht wird, die immer wieder aufs Neue im Fokus des Gedenken zentralisiert werden? Ausgeklammert davon werden allerdings stets die sowjetischen Kriegsgefangenen. Obwohl gerade sie mit einem speziellen Status behaftet sind. Weil ein Teil von ihnen grausam ermordet wurde. Und weil sie eben nicht mit den regulären KL-Häftlingen gleichgestellt werden dürfen.

Verdient das Leid dieser Menschen keine Achtung? Bei der Gedenkstätte Neuengamme offenbar nicht.

Eine akademische Erforschung zu diesem Thema steht bis heute aus. Das Kapitel der sowjetischen Kriegsgefangenen von Neuengamme wird seit Kriegsende äußerst stiefmütterlich behandelt. Warum ist das so?

Die vielfach gepriesene Menschlichkeit gegenüber allen Opfern des KL Neuengamme findet m.E. in der Gedenkstättenarbeit von Neuengamme nicht statt.


Das ist eine Schande, mein lieber Herr Dr. Garbe!