Donnerstag, 12. April 2012

Personal Lager-SS

Vorbemerkung: Die folgenden Biografien stammen - mit zwei Ausnahmen - aus der Ausstellung zur Lager-SS der Gedenkstätte Neuengamme. Leider entsprechen einige Daten nicht den tatsächlichen Fakten, und wurden daher kommentiert bzw. eingefärbt. Diese Fauxpas beziehen sich hauptsächlich auf das Todesdatum der elf Mitangeklagten im 1. Neuengamme Kriegsverbrecher-Prozess, die sämtlich am 8. Oktober 1946 ihrem Urteil - Tod durch den Strang - zugeführt wurden.



Otto von Apenburg
Geboren am 20. August 1893 in Mittelhagen bei Stettin, Kriminalsekretär, kam von der Gestapostelle Hamburg und war von 1942 bis 1945 Leiter der Politischen Abteilung des Konzentrationslagers Neuengamme. Da die Akten der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) in Hamburg vernichtet sind, ist wenig über ihn bekannt.

Otto von Apenburg versah als einziger Abteilungsleiter seinen Dienst in Zivil. Er vertrat die Gestapo im KL Neuengamme und führte Duplikate der Gestapoakten von Häftlingen.

Von Apenburg soll bei der Auflösung des Lagers einen Häftlingszug nach Lübeck auf die “Cap Arcona” begleitet haben, die am 3. Mai 1945 in der Lübecker Bucht sank. Der ehemalige Häftling und Überlebende der Katastrophe, Hans Bickenbach, erinnerte sich, von Apenburg habe sich den Weg in ein Rettungsboot auf dem sinkenden Schiff mit der Pistole und den Worten “Weg da. Ich bin der Kommissar” erkämpft, während er die Besatzung beiseite gedrängt habe. Ein Marinesoldat, der hinter ihm stand, habe daraufhin seine Pistole genommen und von Apenburg mit dem Pistolenknauf auf den Hinterkopf geschlagen, sodass dieser ins Wasser gefallen und ertrunken sei.

Dieser Aussage über von Apenburgs Tod widersprechen Ermittlungen des Komitees ehemaliger politischer Gefangener vom November 1946. Demnach sei Frau von Apenburg, die nach 1945 in der im Auftrag der SS gebauten Siedlung am Heinrich-Stubbe-Weg in Curslack lebte, regelmäßig zu heimlichen Treffen mit ihrem in Berlin untergetauchten Ehemann gefahren.
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Richard Baer
Am 9. September 1911 in Floss bei Weiden/Oberpfalz geboren, begann Richard Baer 1925 eine Konditorlehre und war nach deren Abschluss auf Wanderschaft. Seit 1932 arbeitete er als Konditor in Weiden.

Ende 1930/Anfang 1931 wurde er Mitglied der NSDAP und trat im Sommer 1932 in Weiden der SS bei, wo er im SS-Sturm erstmals dem späteren Neuengammer KL-Kommandanten Martin Weiss begegnete. Auf dessen Initiative formierte sich ab Herbst 1932 ein “Rednerschutz” für NSDAP-Versammlungen in den umliegenden Dörfern, dem auch Richard Baer angehörte.

Die Mitglieder des Weidener SS-Sturms meldeten sich im März 1933 als “Hilfspolizisten”. Bereits Mitte April 1933 wurden sie als Wachmänner ins KL Dachau abkommandiert. Die SS-Männer durchliefen die vom Kommandanten des Lagers, Theodor Eicke, konzipierte “Dachauer Schule der Gewalt”.

Vom 20. Dezember 1934 bis 31. März 1935 gehörte Baer der Wachtruppe des berüchtigten Lagers im Columbia-Haus in Berlin an. Dann kam er zur 2. SS-Totenkopf-Standarte Brandenburg, die 1936 am Aufbau des KL Sachsenhausen beteiligt war. Nach einem Zugführerlehrgang in Oranienburg tat er vom 1. März 1938 bis 11. September 1938 Dienst bei der 3. SS-Totenkopf-Standarte Thüringen im KL Buchenwald. Baer kam Ende 1938 mit den ersten Wachleuten in das neu gegründete Lager Neuengamme und wurde im September 1940 Kommandoführer. Er meldete sich Ende 1940 an die Front und kam nach einem Lehrgang als Kompanieführer an die Ostfront.

Nach einer Verwundung wurde er im Dezember 1941 wieder ins KL Neuengamme versetzt. Am 6. Januar 1942 heiratete er Maria L. aus Bergedorf. Im Frühsommer 1942 wurde er Adjutant. Der Kommandant, Martin Weiss, übertrug ihm auch die Funktion seines Stellvertreters, obwohl dies laut Dienstvorschrift eigentlich der Schutzhaftlagerführer hätte sein müssen.

Nachdem Max Pauly als Nachfolger von Martin Weiss im Herbst 1942 seinen Dienst im KL Neuengamme angetreten hatte, wurde Baer am 13. November 1942 als Adjutant beim Chef des SS-Wirtschaftsverwaltungshauptamts, Oswald Pohl, eingesetzt. Nach Auseinandersetzungen innerhalb der SS in Auschwitz übernahm Baer am 15. April 1944 die Nachfolge des dortigen Kommandanten, des SS-Obersturmbannführers Arthur Liebehenschel. Überlebende, die als Zeugen im Rahmen der Ermittlungen für den Auschwitz-Prozess 1963-1965 in Frankfurt am Main aussagten, beschrieben Baer als jemanden, der "keinerlei menschliche Gefühle" gehabt habe. Er sei “ein sturer Befehlsausführer, es gab bei ihm keinen Spielraum, innerhalb dessen die Häftlinge … gewisse Vorteile gehabt hätten.”

Im Januar 1945 wurde der Lagerkomplex Auschwitz geräumt. Am 1. Februar erfolgte Richard Baers Ernennung zum Kommandanten des KL Mittelbau-Dora.

Baer arbeitete nach 1945 unter dem falschen Namen Karl Neumann als Waldarbeiter im Sachsenwald und wurde erst im Vorfeld des Frankfurter Auschwitz-Prozesses 1960 verhaftet. Er starb im Juni 1963 in Untersuchungshaft.
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Wilhelm Bahr
Geboren am 25. April 1907 in Gleschendorf bei Eutin in Schleswig-Holstein, wuchs bei seinen Großeltern auf. Nach einer Lehre als Stellmacher arbeitete er als Hilfsarbeiter in der Landwirtschaft und war bis 1934 längere Zeit arbeitslos. Er heiratete 1930.

Zwischen 1934 und 1941 wurde Bahr Vater von vier Kindern. 1937 trat er in die NSDAP ein. 1938 meldete er sich nach eigenen Aussagen im britischen Militärgerichtsprozess 1946 aufgrund seiner Arbeitslosigkeit zur SS und erhielt eine zweimonatige Grundausbildung in Oranienburg. In den folgenden Jahren war er Gelegenheitsarbeiter, dann soll er bei einem SS-Truppenteil in Weimar und ein Jahr in Linz stationiert gewesen sein. Im Frühjahr 1941 kam Bahr im Rang eines SS-Unterscharführers ins KL Neuengamme und wurde als SS-Sanitätsdienstgrad im Krankenrevier eingesetzt, arbeitete zeitweilig aber auch als Blockführer im “Schutzhaftlager”. Er absolvierte einen dreiwöchigen Desinfektionskurs.

Im Januar 1942 erkrankte er nach eigener Aussage von 1946 an Flecktyphus. Die Laboruntersuchungsergebnisse seines Urins vom 12. Februar 1942 waren jedoch ohne Befund. Im Frühjahr 1942 nahm er an einem dreitägigen Lehrgang über den Einsatz von Zyklon B teil. Erst 1943 erhielt er eine Sanitätsausbildung, nachdem er bereits zwei Jahre ohne medizinische Kenntnisse als Sanitätsdienstgrad im KL Neuengamme tätig gewesen war. 1943 war Bahr an mehreren Tötungsaktionen sowjetischer Kriegsgefangener beteiligt. Bei der Vergasung von 197 sowjetischen Kriegsgefangenen pumpte er das Zyklon B in den Zellenbau. Außerdem soll Bahr mehrere hundert Häftlinge mit Benzinspritzen getötet haben. Der ehemalige Kommandant des KL Neuengamme, Max Pauly, behauptete im britischen Militärgerichtsprozess, Bahr sei erst Ende 1944/Anfang 1945 in das KL Neuengamme gekommen. Vermutlich versuchte Pauly, Bahr zu entlasten.

Im Spätsommer 1943 befand Bahr sich mit einer Feldeinheit der SS an der Front in Estland. Nach dem Rückzug seiner Einheit im Herbst 1944 kam Bahr als Chef des Krankenreviers nach Bautzen in ein Außenlager des KL Gross Rosen.

Bahr wurde in Fürstenberg inhaftiert und vermutlich von den sowjetischen Besatzungsbehörden an die britischen Militärbehörden ausgeliefert. Er wurde im britischen Militärgerichtsprozess zum Tode verurteilt und am 6. Oktober 1946 in Hameln hingerichtet.
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Otto Barnewald
Geboren am 10. Januar 1896, absolvierte von 1910 bis 1913 eine kaufmännische Lehre. Er war kurze Zeit als Gerichtsvollzieher tätig und anschließend sechs Jahre in der Armee, bei der er als Verwaltungsfachmann ausgebildet wurde. Nach seiner Verabschiedung 1919 heiratete er, die Ehe blieb kinderlos. Barnewald arbeitete als kaufmännischer Angestellter in einer Maschinenfabrik in Essen bis er 1928 arbeitslos wurde. 1929 trat er in die NSDAP und in die SA ein. Kurz nach seinem Wechsel in die SS 1930 übernahm er dort im Mai den Posten des Truppgeldverwalters.

1933 arbeitete Barnewald bei der “National Zeitung” in Essen. 1934 wurde er hauptamtlicher SS-Mitarbeiter und übte bis 1938 verschiedene administrative Tätigkeiten in der SS-Verfügungstruppe aus. Nach dem Besuch der SS-Führerschule in Bad Tölz kam er im September 1936 zur II. SS-Standarte “Germania” in Arolsen. Im März 1937 wurde ein Verfahren vor dem SS-Gericht in München gegen Barnewald wegen eines Streits in einer Gastwirtschaft in Arolsen eingestellt. Aufgrund eines weiteren Streits, im Mai des gleichen Jahres, wurde er “unter weitgehender Zubilligung mildernder Umstände” zu 14 Tagen Arrest verurteilt, ein Disziplinarverfahren wurde auf persönliche Intervention Himmlers eingestellt. Von Januar bis Juni 1938 war Barnewald als Schreiber im SS-Sanitätsamt Berlin eingesetzt, im Juli 1938 wurde er, nach einer Schulung zum Verwaltungsführer im KL Dachau, als Leiter der Verwaltung ins KL Mauthausen versetzt. Ein Personalbericht gibt an, Barnewald sei “durch seine lange Zugehörigkeit zur Partei vollständig durchdrungen” von der nationalsozialistischen Weltanschauung und mit allen anliegenden Verwaltungsarbeiten vertraut. Ab Mai 1940 baute er als Abteilungsleiter die Verwaltung im KL Neuengamme auf. Von Januar 1942 bis Kriegsende war Barnewald Verwaltungsleiter im KL Buchenwald.

Im Mai 1945 wurde Otto Barnewald verhaftet und am 11. April 1947 von einem US-amerikanischen Militärgericht wegen Verbrechen im KL Buchenwald zum Tode verurteilt. Die Strafe wurde 1948 in lebenslange Haft und 1950 in eine Haftstrafe von 18 Jahren umgewandelt. Otto Barnewald starb am 14. März 1973 in Rheinhausen.
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Georg Henning Graf von Bassewitz-Behr (HSSPF im Wehrkreis X)
Geboren am 21. März 1900 in Lützow, Mecklenburg, geboren. Nach dem Abitur im Frühjahr 1918 meldete er sich als Freiwilliger an die Front, wurde jedoch nicht mehr eingesetzt und im Dezember 1918 verabschiedet. Er absolvierte eine Landwirtschaftslehre und übernahm die drei Gutshöfe seiner Familie in Mecklenburg. Am 15. September 1920 heiratete er Ilse Gräfin von P., zwischen 1921 und 1929 wurden drei Töchter und zwei Söhne geboren. 1937 beantragte das Paar eine nachträgliche Eheprüfung beim SS-Rasse- und Siedlungshauptamt. Bassewitz-Behr war Mitglied der republikfeindlichen “Deutschen Adelsgenossenschaft” und trat 1930 dem Wehrverband “Stahlhelm” bei, im Frühjahr 1931 dem nationalsozialistischen Kraftfahrkorps (NSKK), das bis 1934 eine Sondergliederung der SA war. 1931 wurde er Mitglied der SS und der NSDAP.

Zwischen 1933 und 1936 wurde Bassewitz-Behr, der auch Mitglied im “Bund der Kinderreichen” war, in mehreren leitenden Funktionen der SS eingesetzt. Der Reichsführer SS (RFSS), Himmler, berief Bassewitz-Behr am 15. August 1936 in den Stab des SS-Hauptamtes in Berlin. Im Mai 1940 wurde er zur 6. SS-Totenkopfstandarte eingezogen, am 1. Juni 1940 zum Obersturmbannführer der Waffen-SS befördert. Von Oktober 1940 bis April 1941 war er Inspekteur des Kraftfahrwesens der Waffen-SS im (neu gegründeten) SS-Führungshauptamt. Für drei Monate kam er als Koordinator für Verpflegung und Unterbringung zum “Kommandostab RFSS” in Lyck/Ostpreußen, in dem die Vertreibung und Ermordung der jüdischen Bevölkerung in den besetzten Gebieten an der Ostfront organisiert wurden. Ab 1941 erfasste und kontrollierte Bassewitz-Behr beim Stab des Höheren SS- und Polizeiführers (HSSPF) Ostland in Riga konfiszierte Güter zur Versorgung der SS-Einheiten, im Oktober wurde er in die Ukraine versetzt. Nach Kriegsende wurde er in der Sowjetunion für in dieser Zeit begangene Verbrechen angeklagt und verurteilt. Am 1. August 1942 wurde Bassewitz-Behr als Stellvertreter des HSSPF Rußland-Mitte nach Mogilew versetzt. In seinen Aufgabenbereich fiel die so genannte “Bandenbekämpfung”, die die Ermordung von Partisaninnen und Partisanen und die Vernichtung der jüdischen Bevölkerung bedeutete.

Im Januar 1943 wurde er zum HSSPF im Wehrkreis X in Hamburg ernannt. Damit leitete Bassewitz-Behr den gesamten SS-Oberabschnitt Nordsee (mit den NSDAP-Gauen Schleswig-Holstein, Hamburg, Osthannover, Weser-Ems). Am 1. Juli 1944 wurde er zum SS-Gruppenführer und General der Waffen-SS und Polizei befördert. Als HSSPF koordinierte er Aufräumungsarbeiten nach Luftangriffen, verantwortete Erlasse zum Einsatz von Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern und war Gerichtsherr des SS- und Polizeigerichtes. Bassewitz-Behr befahl bei Kriegsende die Räumung des KL Neuengamme und der Außenlager und legte die Wege der Häftlingstransporte und -märsche fest.

Nachdem er vier Monate lang untergetaucht war, wurde Bassewitz-Behr am 19. September 1945 in Bremen verhaftet. Bis 1947 war er in verschiedenen britischen Lagern interniert. Am 9. April 1946 sagte er als Zeuge im Hauptprozess gegen die Lagerleitung des KL Neuengamme aus, wobei er sich als ahnungslosen Verwaltungsfachmann ohne Befehlsgewalt darstellte. Im britischen Militärgerichtsprozess zu den Verbrechen im Polizeigefängnis Fuhlsbüttel wurde Bassewitz-Behr angeklagt, am 27. August 1947 aber freigesprochen. Am 16. September 1947 wurde er an die Sowjetunion ausgeliefert; ein Selbstmordversuch, mit dem er sich der Verantwortung entziehen wollte, missglückte. Bassewitz-Behr wurde von einem sowjetischen Militärgericht angeklagt, als SS- und Polizeiführer an der Ermordung von 45000 Zivilisten in der Ukraine beteiligt gewesen zu sein. Er wurde zu 25 Jahren Zwangsarbeit in einem Straflager in Ostsibirien verurteilt, wo er am 31. Januar 1949 verstarb.
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Wilhelm Brake
Geboren am 17. Oktober 1901 in Zierenberg bei Kassel geboren. Über Elternhaus, Ausbildung und Beruf liegen keine Informationen vor. 1918 meldete Brake sich freiwillig als Soldat, kam aber nicht mehr an die Front. 1931 trat er in die NSDAP und 1932 in die SS ein.

1939 kam Brake zur Waffen-SS. 1940 wurde er nach einer kurzen Dienstzeit im KL Neuengamme aus Altersgründen entlassen, kurz darauf jedoch wieder eingezogen und ins KL Sachsenhausen versetzt. Er kam nach Stettin zur 5. SS-Totenkopf-Standarte und von dort ins KL Dachau. Am 19. April 1940 wurde Brake als Wachmann wieder ins KL Neuengamme versetzt. Am 15. September 1940 wurde er an die Front abkommandiert, kam jedoch als Kriegsversehrter im November zum Wachdienst ins KL Neuengamme zurück. Der zum Unterscharführer beförderte Brake war ab März 1942 als Standesbeamter im lagereigenen Standesamt zuständig für die Registrierung verstorbener Häftlinge. Ihm unterstand auch das 1942 errichtete Krematorium. Brake blieb bis zum 30. April 1945 in dieser Funktion im KL Neuengamme.

Wilhelm Brake wurde am 21. Juli 1945 in Weilheim/Ruhr verhaftet und kam in das britische Internierungslager in Recklinghausen. Er wurde 1946 im britischen Militärgerichtsprozess wegen Beteiligung an der Ermordung der Kinder im Bullenhuser Damm am 20. April 1945 und wegen Misshandlung von Häftlingen angeklagt. Während er von der ersten Anklage freigesprochen wurde, verurteilte ihn das Gericht wegen Misshandlung von Häftlingen am 7. August 1946 zu fünf Jahren Haft. Nach seiner Haftentlassung arbeitete er als Angestellter und wurde am 17. März 1966 in Mühlheim/Ruhr im Rahmen der Ermittlungen gegen den ehemaligen Stützpunktleiter des KL Neuengamme für die Außenlager in Hamburg, Arnold Strippel, erneut vernommen. Über Brakes weiteres Leben liegen keine Informationen vor.
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Arnold Büscher
Am 16. Dezember 1899 in Rehme, Kreis Minden geboren, war nach einer kaufmännischen Lehre in Hamburg von 1917 bis 1919 Soldat. Von 1919 bis zur Entlassung 1930 arbeitete er als Kontorist beim Westfälischen Kohlenkontor in Hamburg. Zwischen 1920 und 1930 wurde er viermal wegen Diebstahls, Hehlerei und Urkundenfälschung zu mehrmonatigen Freiheitsstrafen verurteilt. Seit 1926 war er verheiratet und hatte vier Kinder. 1931 trat Büscher in die NSDAP und in die SS ein. 1932 wurde er wegen Verteilens eines NSDAP-Flugblattes aktenkundig, jedoch nicht verurteilt.

1933 trat Büscher als Adjutant der SS-Fußstandarte 28, Oberabschnitt “Nordwest”, in den hauptamtlichen Dienst der SS ein und wurde 1934 Sturmführer. Im November 1934 wurde er aus dem hauptamtlichen Dienst der SS entlassen. Er erklärte daraufhin im Mai 1935 seinen Austritt aus der SS, den er jedoch bald zurückzog. Bis Kriegsbeginn war er bei der Versicherungsgesellschaft “Volksfürsorge” tätig, zunächst in Hamburg, dann in Hannover und Frankfurt am Main, ab 1936 als Geschäftsführer in Bitterfeld. Sein Antrag auf eine nachträgliche Überprüfung der Ehe durch das SS Rasse- und Siedlungshauptamt und der Kirchenaustritt im November 1938 dürften im Zusammenhang mit seinen Bemühungen stehen, wieder hauptamtlich bei der SS beschäftigt zu werden.

Im August 1939 kam Büscher - zunächst als einfacher Wachmann - ins KL Flossenbürg, im Januar 1940 wurde er ins KL Sachsenhausen versetzt, wo er am 28. März zum Zugführer einer Wachkompanie aufstieg. Nach Auseinandersetzungen mit dem Kommandanten des KL Sachsenhausen, SS-Obersturmführer Hans Loritz, in deren Rahmen die Inspektion der Konzentrationslager am 23. Juli 1940 Büschers Entlassung erwog, “wenn er nicht militärisch genügt,” wurde er am 12. Juli 1940 ins KL Buchenwald versetzt. In einem SS-Gerichtsverfahren wurde er wegen öffentlicher Kritik an seinem Vorgesetzten, dem stellvertretenden Kommandanten des KL Buchenwald, SS Sturmbannführer Hermann Florstedt, gerügt. Trotzdem beauftragte ihn der Kommandant, SS-Sturmbannführer Karl Koch, in dem Büscher einen Vertrauten fand, vertretungsweise mit der Führung des Wachsturmbanns. Nach zeitweiligem Dienst im KL Mauthausen wurde Büscher am 15. März 1942 ins KL Neuengamme versetzt, wo er Kompanieführer bei den Wachmannschaften war.

Seit dem 15. November 1942 war Büscher Führer des SS Totenkopfsturmbanns Neuengamme. Am 27. Januar 1943 verfügte der Kommandant des KL Neuengamme, Max Pauly, zehn Tage Stubenarrest und sechs Monate Alkoholverbot für Arnold Büscher, nachdem dieser einen Untergebenen geohrfeigt hatte. Im Frühjahr 1943 wurde Büscher ins Außenlager Alter Banterweg in Wilhelmshaven versetzt. Am 1. April 1944 übernahm er die Leitung des SS Totenkopfsturmbanns im KL Plaszow bei Krakau. Bereits einen Monat darauf wurde er wegen eines Verhältnisses zu einer verheirateten Frau zu drei Wochen Stubenarrest verurteilt.

Am 1. November 1944 wurde Büscher wieder ins KL Neuengamme versetzt. Wann genau und wie lange er Leiter der Wachmannschaften gewesen ist, geht aus den Personalunterlagen nicht hervor. Auch Befragungen des ehemaligen Häftlings und Lagerschreibers Herbert Schemmel und ehemaliger SS-Mitglieder, des Wachmanns Bernhard Lobbert, des Leiters der Wachmannschaften Gerhard Poppenhagen und des Lagerarztes Bruno Kitt, im britischen Hauptprozess wegen der Verbrechen im KL Neuengamme, erbrachten keine klaren Angaben. Laut Personalunterlagen wurde Arnold Büscher zum 31. Dezember 1944 mit einer Abfindung in zwei Raten aus dem hauptamtlichen SS-Dienst entlassen. Über sein weiteres Leben ist nichts bekannt.
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Wilhelm Dreimann
Peter Tullius, unehelicher Sohn des Rapportführers Wilhelm Dreimann im KL Neuengamme, nahm 2003 Kontakt zur KZ-Gedenkstätte Neuengamme auf, nachdem er von der Identität seines leiblichen Vaters erfahren hatte.

Wilhelm Dreimann, am 18. März 1904 in Hamburg-Osdorf geboren, war Holzbildhauer. 1935 heiratete er, 1936 wurde eine Tochter geboren. 1939 wurde Dreimann Polizist, kam zur SS und im Herbst 1940 als Wachmann ins KL Neuengamme. 1942 wurde er zunächst Blockführer, im Herbst des Jahres dann Rapportführer. Unter den Häftlingen war Dreimann sehr gefürchtet. Er misshandelte Häftlinge und war bei Exekutionen anwesend. Am 19. Mai 1945 wurde Dreimann in Rendsburg von britischen Militärs verhaftet.

Wahrscheinlich seit November/Dezember 1944 hatte er ein Verhältnis mit Karla P., Kontoristin in der KL-Verwaltung. Im Oktober 1945 brachte Karla P. einen Sohn, Peter, zur Welt. Am 3. Mai 1946 wurde Wilhelm Dreimann von einem britischen Militärgericht zum Tode verurteilt und am 8. Oktober 1946 in Hameln hingerichtet.
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Ursula Eberstein


Friedrich Ebsen
Geboren am 6. Juni 1888 in Güldenberg bei Oldenburg, war von Beruf Jagdhüter. 1906 wurde er für drei Jahre zum Militär eingezogen. Ab 1918 befand er sich nach eigenen Aussagen fünf Jahre in französischer Kriegsgefangenschaft. Danach arbeitete er im Baugewerbe, bevor er am 1. Juli 1928 als Erziehungsgehilfe, später als Hausmeister und Führer einer Baukolonne bei der Inneren Mission in Schleswig-Holstein angestellt wurde. Ebsen betätigte sich auch als Laienprediger. Nach seiner betriebsbedingten Entlassung entschied er sich gegen das Angebot, mit Behinderten zu arbeiten, und wurde am 1. Juli 1942 beim Marinezeugamt angestellt. Ebsen, seit 1933 NSDAP-Mitglied, war auch der SA, dem Deutschen Kolonialbund und der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt (NSV) beigetreten. Ob Ebsen Mitglied der Allgemeinen SS war und dadurch in den KL-Dienst gelangte, ist nicht bekannt.

Im Oktober 1942 kam Ebsen zu den Wachmannschaften ins KL Buchenwald, dann ins KL Flossenbürg. Vom 5. Januar bis 25. Juli 1943 wurde er als SS-Oberscharführer bei den Wachmannschaften im KL Neuengamme eingesetzt; bis Dezember 1943 kommandierte er ein Aufräumkommando in Hamburg. Ende Februar 1944 wurde Ebsen Leiter des Außenlagers Wittenberge. Am 4. August 1944 wurde er zum Unterscharführer degradiert, weil er Häftlinge zu einer Arbeit eingeteilt hatte, für die kein Auftrag vorlag - wie ehemalige Häftlinge berichten, soll es sich um Schnapsbrennen gehandelt haben. Ende Juni 1944 kam er zurück in das Stammlager Neuengamme und von hier am 11. August 1944 als Leiter in das Außenlager Schandelah.

Ehemalige Häftlinge beurteilen das Verhalten Ebsens als Kommandant des Außenlagers Schandelah unterschiedlich: Während einige nach 1945 aussagten, er habe sich für bessere Lebensmittel eingesetzt und den Bewachern öffentlich befohlen, die Häftlinge nicht zu schlagen, berichteten andere, Ebsen habe Misshandlungen zugelassen und sich auch selbst daran beteiligt. Ebsen rechtfertigte im Prozess nach 1945 eigene Brutalitäten mit dem Hinweis, eine für den Geschlagenen schlimmere Bestrafung nach offizieller Meldung im Stammlager damit vermieden zu haben. Der ehemalige Häftling Jerzy Budkiewicz erinnerte sich dagegen: “Der Lagerkommandant war ein schmutziger Typ, der noch im März 1945 sagte: ‘Ihr seid hier um zu arbeiten und zu verrecken’.” Ebsen erhielt nach eigenen Aussagen Mitte April vom Stützpunktleiter Karl Wiedemann den Befehl, das Außenlager Schandelah nach Wöbbelin zu “evakuieren”. Er selbst begleitete den Transport bis nach Ludwigslust.

Ebsen wurde in Braunschweig vor einem britischen Militärgericht angeklagt als Verantwortlicher für die Verbrechen im Außenlager Schandelah und die unmenschlichen Bedingungen, unter denen Häftlinge dort hatten arbeiten müssen. Mindestens ein Viertel der Häftlinge war in Schandelah gestorben. Im Prozess angeklagt waren neben Ebsen und seinem Stellvertreter Karl Truschel auch der Wachmann Johann Heitz, außerdem Vertreter der Firmen, für die die Häftlinge in Schandelah Zwangsarbeit hatten leisten müssen. Die Aussagen der Angeklagten widersprachen sich in vielen Punkten. Am 3. Februar 1947 wurde Friedrich Ebsen zum Tode verurteilt. Das Urteil wurde am 2. Mai 1947 in Hameln vollstreckt.
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Elsa Ehrich
Am 8. März 1914 in Bredereiche Kreis Templin geboren, war sie seit 1940 in diversen KL als Aufseherin tätig, und hat sich vor allem durch ihr eiskaltes Verhalten gegenüber Häftlingen einen unrühmlichen Namen verschafft. Ob Ehrich einen Beruf erlernt hat ist unklar, jedenfalls war sie bis August 1940 in einer Berliner Schlachterei beschäftigt.

Ihre Ausbildung zur SS-Aufseherin erhielt sie, wie nahezu alle weiblichen SS-Frauen, ab dem 15. August 1940 in Ravensbrück, dem zu diesem Zeitpunkt einzigen Frauen-Konzentrationslager im Deutschen Reich. In Ravensbrück verblieb Elsa Ehrich bis zum Herbst 1942 und hatte dort die Funktion einer Rapportführerin. Danach kam sie ins KL Lublin-Majdanek wo sie zur Oberaufseherin aufstieg. Hier lernte sie auch den späteren Schutzhaftlagerführer von Neuengamme, Anton Thumann, kennen, der zu diesem Zeitpunkt ebenfalls in Lublin seinen Dienst verrichtete und zum „Henker von Lublin“ mutierte.

Als es sich im Frühjahr 1944 abzeichnete, dass die Rote Armee bald das Lager Lublin erreichen würde, wurde es im April 1944 evakuiert, und Ehrich kam bis Mitte September 1944 in das KL Plaszow. Im Anschluß daran wurde sie nach Neuengamme versetzt und war dort verantwortlich für die Personalabteilung der weiblichen Aufseherinnen. Denn seit September 1944 wurden vermehrt Frauen dienstverpflichtet und erhielten u.a. in Neuengamme eine Einweisung bzw. Ausbildung, an deren Ende der Einsatz in einem anderen KL oder Arbeitslager stand.

Ehrich gehörte zu einer Gruppe von Angehörigen des Kommandantur-Stabs Neuengamme, die sich Ende April/Anfang Mai 1945 in Richtung Schleswig-Holstein absetzen wollte. Der letzte Lagerkommandant, Max Pauly, gab das im Verfahren der britischen Militärregierung 1946 zu Protokoll. Zu diesem Zeitpunkt war die Ehrich bereits schwanger, und nach Aussagen von ehemaligen Häftlingen hatte sie eine Liaison mit dem Hauptsturmführer Kurt Klebeck. Der ehemalige Arbeitsdienst-Kapo Albin Lüdke beschrieb Elsa Ehrich im Juli 1945 so: „Ihre Wesensart war brutal und vollkommen entweibt … hat sich auch in ganz schäbiger Art gegen die ihr unterstehenden Aufseherinnen benommen, indem sie sie mit ihrer hysterischen Wesensart traktierte und sie einfach nach Belieben hin-und-herwürfelte wenn ihr etwas nicht gefiel, und hat meistens nur immer mit Drohungen ihnen gegenüber gearbeitet, sie ist ein ganz skrupelloser Charakter und hat schon allein wegen Lublin ihr Leben verwirkt …“ Ehrich machte keinen Hehl aus ihrer zynischen Einstellung zur Vernichtung von Häftlingen und war offenbar auch noch stolz darauf, so daß der Arzt Dr. Klein, der auch eine zeitlang in Neuengamme tätig gewesen ist und sich dort sehr für die Häftlinge eingesetzt hat, ihr die Frage stellte, ob sie denn überhaupt eine Frau wäre?!

Elsa Ehrich wurde am 24. Januar 1946 in Hamburg festgenommen und in Neumünster interniert. Spätestens 1948, vermutlich früher, wurde sie an Polen ausgeliefert, wo ihr 1948 der Prozess gemacht wurde. Wesentliche Anklagepunkte waren, dass sie an Selektionen teilgenommen hat und Misshandlungen ihre Tagesgeschäft gewesen sind. Das Verfahren, das im Distrikt Lublin stattfand, endete am 10. Juni 1948 mit einem Schuldspruch. Was für alliierte oder deutsche Verhältnisse undenkbar gewesen wäre, fand in Polen genugtuende Akzeptanz, indem man das Todesurteil öffentlich plakatierte. Elsa Frieda Lieschen Ehrich wurde am 26. Oktober des gleichen Jahres hingerichtet.

Als 1975 ein weiterer Majdanek-Prozess stattfand, diesmal in der Bundesrepublik Deutschland, wurde eine polnische Zeugin befragt, deren Name leider unbekannt geblieben ist, und erzählte von drei der schlimmsten Aufseherinnen - die „Stute“ (Hermine Braunsteiner), die „blutige Brigitta“ (Luise Lächert) und die Oberaufseherin (Elsa Ehrich). Auf die Frage des Vorsitzenden Günter Bogen, warum sie sich ausgerechnet nach so langer Zeit noch an diese drei Frauen erinnern kann, antwortete die Zeugin: „Weil die blutige Brigitta und die Stute die Häftlinge am meisten geschlagen haben, und die Oberaufseherin war sehr schön.“ (Ein Foto von Ehrich ist enthalten bei Jozef Marszalek „Majdanek - Die Geschichte und Wirklichkeit des Vernichtungslagers“, 1982). Diese „Schönheit“ von Aufseherinnen in den Augen der Häftlinge ist durchaus kein Einzelfall; einige der brutalsten SS-Frauen waren jung und hübsch. Mitte 1943 betrug das Alter dieser drei Frauen: 24, 23 und 29. Irma Grese, die wohl bekannteste SS-Frau, war gar erst 19 Jahre jung und attraktiv - mit 22 wurde sie gehängt!


Walter Eisfeld
Geboren am 11. Juli 1905 in Halle/Saale, absolvierte Walter Eisfeld nach der Obersekunda die landwirtschaftliche Schule in Halle. Zunächst als Landwirt tätig, stand er von 1929 bis 1933 in unbekannter Position im Dienst der Stadt Halle.

Seit 1923 hatte Eisfeld sich in der völkischen Bewegung engagiert, seit 1924 auch im rassistisch und esoterisch orientierten “Bund Artam”. Dem Bund gehörten auch andere spätere Mitglieder der SS an, die in bedeutenden Positionen im KL-System tätig wurden, wie zum Beispiel Rudolf Höß (Kommandant des KL Auschwitz, der 1947 in Polen hingerichtet wurde). 1925 trat Eisfeld in die NSDAP ein, 1927 in die SA. Am 1. Oktober 1929 wechselte er zur SS. Bereits 1926 war Eisfeld aus der evangelischen Kirche ausgetreten. 1936 heiratete Walter Eisfeld die ebenfalls nationalsozialistisch eingestellte Stenotypistin Elfriede S., mit der er zwei Söhne hatte.

Seit 1933 war Walter Eisfeld hauptamtlich im Dienst der SS, zunächst als Führer der 26. SS-Standarte “Paul Berck” in Halle, ab November 1936 im gleichen Rang bei der 7. SS-Standarte “Fritz Schlegel” in Plauen. Eisfeld wurde bis 1938 mehrmals befördert und kam am 15. Juni 1938 im Rang eines SS-Sturmbannführers zur SS-Totenkopfstandarte “Oberbayern” ins KL Dachau. Die Familie wohnte in der SS-Siedlung in Dachau in der “Straße der SS” Nr. 4. Wenig später wurde Eisfeld als 1. Schutzhaftlagerführer ins KL Sachsenhausen versetzt, wo er Rudolf Höß wiedertraf, der dort zu dieser Zeit als Adjutant tätig war.

Von Oktober bis Dezember 1939 vertrat Eisfeld den Kommandanten des KL Sachsenhausen, SS-Standartenführer Hermann Baranowski. Nach einem unangekündigten Inspektionsbesuch Himmlers, bei dem dieser die Aufstellung der Wachmannschaften sowie die Haltung der Häftlinge bemängelte und Eisfeld nicht zu erreichen war, wurde er abgelöst und zum KL Dachau zurückversetzt.

Zum 5. Januar 1940 trat der in Sachenhausen unter dem Spitznahmen “Eiskalt” bekannte Eisfeld die Stelle des Kommandanten im KL Neuengamme an. Er wird von ehemaligen Häftlingen als grausam beschrieben - Eisfeld selbst soll den Bau eines ersten Prügelbocks zum Auspeitschen der Häftlinge veranlasst haben.

Zu Ostern 1940 befand er sich bei seiner Familie in Dachau, wo er nach einer Lungenentzündung am 3. April 1940 verstarb. Im Jahr 2003 meldete sich der Enkel bei der KZ-Gedenkstätte Neuengamme, da er erfahren hatte, dass der Großvater nicht als Soldat gefallen, sondern KL-Kommandant gewesen war.

Eisfeld kann zu keinem Zeitpunkt Kommandant vom KL Neuengamme gewesen sein, da er bereits im April 1940 verstorben ist (Neuengamme wurde erst im Juni 1940 zu einem Lager mit Selbstverwaltung erhoben). Neuengamme war zudem Außenlager des KL Sachsenhausen, also nicht selbständig. Eisfeld kann allenfalls Lagerführer gewesen sein.
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Albert Ernst
Geboren am 1. Juni 1910 in Elbart bei Amberg/Oberpfalz, absolvierte eine Lehre als Spengler-Installateur. 1929 war er arbeitslos. 1932 kam es aufgrund seiner nationalsozialistischen Gesinnung zum Bruch mit den Eltern.

1933 verpflichtete Ernst sich für 12 Jahre bei der SS und trat in die NSDAP ein. Im Dezember kam er zur Wachtruppe “Oberbayern” im KL Dachau, 1935 wurde er zum Kommandanturstab in die Telefonzentrale versetzt, 1938 in die Politische Abteilung. 1939 erfolgte seine Versetzung zur Politischen Abteilung ins KL Mauthausen. Dort beschädigte er am Heiligabend eine religiöse Holzfigur und entwendete aus der Kapelle ein Kruzifix, das er vor der Wache des Konzentrationslagers aufstellte. Ernst wurde nach Dachau zurückversetzt, und das SS- und Polizeigericht in München verurteilte ihn zu drei Monaten Arrest, die Ernst aber bereits in Mauthausen verbüßt hatte. Am 1. Juni 1940 kam er als Schreiber zur Politischen Abteilung des KL Neuengamme.

Im November 1940 übernahm er die Leitung des neu errichteten Erkennungsdienstes. Ernst wendete hier Methoden an, die er im KL Dachau gelernt hatte: Den Häftlingen wurden die Fingerabdrücke abgenommen und Erkennungsdienstfotos angefertigt. Unter dem Fotografierstuhl war eine Nadel montiert. Ob dies 1940 auf Anweisung des Lagerkommandanten, Martin Weiss, oder auf Initiative von Ernst selbst geschah, ist nicht mehr feststellbar. Ernst löste nach eigenem Gutdünken durch einen Knopfdruck den Mechanismus aus und die Nadel bohrte sich in das Gesäß des Häftlings, der vor Schmerzen aufsprang. 1941 wurde Ernst auf Vorschlag des Lagerkommandanten, Martin Weiss, den Ernst seit 1933 aus der Dachauer Wachmannschaft kannte, zum SS-Hauptscharführer befördert. 1943 meldete er sich freiwillig zu einer Fronteinheit - vermutlich wegen Differenzen mit dem neuen Kommandanten, Max Pauly. In einer Beurteilung durch den Schutzhaftlagerführer und stellvertretenden Kommandanten, SS-Obersturmführer Albert Lütkemeyer, hieß es: “Ernst besitzt einen guten Charakter, ist jedoch leicht erregbar. Weltanschaulich ist er gefestigt.” Im März 1943 nahm Ernst an der gewaltsamen Niederschlagung des Gettoaufstandes in Warschau teil. Im Dezember 1943 heiratete er. 1944 wurde eine Tochter geboren.

1946 wurde Ernst vom britischen Militärgericht in Hamburg wegen brutaler Übergriffe auf Häftlinge im KL Neuengamme zum Tode verurteilt und am 23. Januar 1947 im Zuchthaus Hameln hingerichtet.
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Hans Fiekers
Anton Joseph Hans Fiekers, geboren am 24. Februar 1913 in Duisburg, wurde Kellner und zog 1936 nach Hannover, wo er in verschiedenen Cafés arbeitete. 1937 heiratete er Maria M. Aus dieser Ehe stammen zwei Kinder.

Am 26. August 1939 wurde Fiekers zur Wehrmacht, Nachrichtenabteilung 51, in Hannover eingezogen. Er war in Polen, Frankreich, auf dem Balkan und in der Sowjetunion eingesetzt und hatte den Rang eines Obergefreiten. Nachdem er an einem Augenleiden erkrankt war, kehrte Fiekers am 8. Dezember 1942 nach Hannover zurück. Vom 10. Juli bis 23. November 1943 hielt er sich in einem Lazarett auf. Danach war er bis Mitte 1944 Ausbilder beim Landesschützenbataillon 411 in Hildesheim.

Im Juli 1944 wurde Fiekers ins KL Neuengamme zum Wachdienst versetzt. Als SS-Rottenführer war er nach kurzer Zeit Blockführer. Er galt als besonders brutal. Der ehemalige Häftling Ewald Gondzik erinnerte sich an eine Aussage Fiekers gegenüber anderen Blockführern über das befürchtete Ende des Krieges: “Dann nehme ich mir ein paar mutige SS-Leute und knalle den Haufen nieder.”

Vom Stammlager Neuengamme aus wurde Fiekers im Oktober 1944 in das Außenlager Hamburg-Veddel am Dessauer Ufer versetzt, das nach einem Bombenangriff am 25. Oktober 1944 nach Hamburg-Fuhlsbüttel verlegt wurde. Fiekers wurde in dieser Zeit Arbeitsdienstführer. Im Dezember 1944 kam er ins Außenlager Hamburg- Spaldingstraße - seine Spitznamen waren “Bel ami,” “Totschläger” und “Kellner”. Im Außenlager Spaldingstraße war Fiekers Rapportführer und Adjutant des Stützpunktleiters Arnold Strippel. Er wurde von den Häftlingen als Sadist bezeichnet, der bei geringstem Anlass Strafen von 25, 50 oder 100 Schlägen mit dem Gummiknüppel befahl und auch selbst vollzog. Fiekers schlug mehrere Häftlinge, bis sie lebensgefährlich verletzt waren oder starben.

Fiekers setzte sich nach Düsseldorf ab und lebte dort als Hotelfachmann unter dem Namen “Hans Gröters”. 1950 enthüllte er seine Identität bei der Polizei; trotz verschiedener belastender Aussagen von ehemaligen Häftlingen wurde gegen ihn nicht weiter ermittelt. Er lebte später in Ronneberg bei Hannover. Anlässlich des Ermittlungsverfahrens gegen den ehemaligen Stützpunktleiter von Hamburg, Arnold Strippel, im Jahr 1982 wurde Fiekers als Zeuge vernommen und ein Ermittlungsverfahren gegen ihn eingeleitet, das am 23. Juni 1982 jedoch wegen Mangels an Beweisen eingestellt wurde. Aufgrund unterschiedlicher Namensschreibweisen, Geburtsdaten und Geburtsorte in den Akten der Staatsanwaltschaften ist es bis heute schwierig, Informationen über Hans Fiekers zu erhalten. So wurde von der Zentralen Stelle der Landesjustizverwaltungen zur Aufklärung nationalsozialistischer Verbrechen in Ludwigsburg noch 1979 ein am 12. November 1912 geborener Hans Fiekers gesucht, der nach 1945 in der DDR untergetaucht sein soll.
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Walter Filsinger
Am 13. April 1922 in Freiburg als Sohn eines Zugschaffners geboren, besuchte die Volksschule bis zur 8. Klasse.

1933 trat Walter Filsinger in die Hitlerjugend ein. Er legte am 1. Oktober 1939 die Gesellenprüfung als Glaser ab. Seit dem 24. Mai 1940 gehörte er der SS an, absolvierte die Grundausbildung der Waffen-SS und wurde zu einer SS-Einheit in Frankreich verlegt. Nach einem Unfall wurde er im Oktober 1940 mit dem Rang eines SS-Rottenführers ins KL Neuengamme versetzt. Filsinger wurde Blockführer und war unter den KL-Häftlingen als brutaler Schläger bekannt. Gemeinsam mit dem Blockführer Hermann Erdmann soll Filsinger an der Vergasung sowjetischer Kriegsgefangener im KL Neuengamme und an Postenkettenmorden beteiligt gewesen sein. Bei diesen Erschießungen erhielten Häftlinge von Wachleuten den Befehl, einen Gegenstand, der sich hinter der durch die Postenkette markierten Linie befand, aufzuheben. Folgten die Häftlinge dem Befehl nicht, mussten sie damit rechnen, misshandelt und getötet zu werden. Folgten sie dem Befehl, wurden sie von den Wachposten auf der Stelle erschossen. In den SS-Unterlagen wurde der Tod dieser Häftlinge als “auf der Flucht erschossen” registriert. Häftlinge sind - von der SS misshandelt und von der schweren Arbeit erschöpft - auch aus Verzweiflung über die Postenkette gelaufen und erschossen worden.

1943 heiratete Filsinger auf dem Standesamt Bergedorf Adelheid H. aus Kirchwerder. Im März 1943 wurde er an die Westfront versetzt. Nach einer Verwundung im August 1944 blieb Filsinger bis Kriegsende in verschiedenen Lazaretten in Behandlung.

Nach seiner Entlassung aus US-amerikanischer Kriegsgefangenschaft arbeitete Walter Filsinger ab 1948 bei Hertie (heute Karstadt) in Bergedorf. 1962 stellte die Staatsanwaltschaft Dortmund ein Ermittlungsverfahren gegen ihn ein. Ursprünglich von einem Verfahren gegen unbekannt ausgehend, ermittelte die Staatsanwaltschaft Hamburg ab September 1965 wegen Mordes gegen die ehemaligen Blockführer im KL Neuengamme Walter Filsinger und Hermann Erdmann. Schwerpunkte der Ermittlungen waren die Vergasungen sowjetischer Kriegsgefangener und Postenkettenmorde. Die Beschuldigten Erdmann und Filsinger entlasteten sich gegenseitig. Die Staatsanwaltschaft Hamburg beurteilte die erzwungene “Flucht” der Häftlinge als tatsächlichen Fluchtversuch und schloss sich damit der Argumentation der Beschuldigten an. Die Erschießungen wurden daher nicht als Mord, sondern als Totschlag gewertet. Da Totschlag schon seit 1960 verjährt war, wurde das Verfahren eingestellt. Die Ermittlungen wegen der Vergasung sowjetischer Kriegsgefangener im September und November 1942 führten trotz Aussagen von Überlebenden gegen Walter Filsinger und Hermann Erdmann ebenfalls zu keiner Anklage, da ihnen keine direkte Tatbeteiligung nachgewiesen werden konnte. Das Ermittlungsverfahren wurde daraufhin am 15. Dezember 1967 eingestellt. Filsinger wurde aufgrund seiner Tätigkeit im KL Neuengamme 2001 die Rente nach §1a Bundesversorgungsgesetz wegen Unwürdigkeit aberkannt. Walter Filsinger lebte lange Zeit in Hamburg-Bergedorf. Er verstarb am 8.2.2010 in Ostfriesland.
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Johann Frahm
Am 28. April 1901 in Kleve/Dithmarschen geboren, gab als Beruf “Arbeiter” an. Welche Beschäftigungen er hatte und wann er heiratete, ist nicht bekannt. 1926 wurde das erste von vier Kindern geboren.

Am 1. November 1933 trat Frahm in die SS ein, im Mai 1937 in die NSDAP. Zu dieser Zeit war er in einer Ziegelei beschäftigt. 1938 soll er als Wachmann im Seefliegerhorst in Hörnum auf Sylt gearbeitet haben.

1939 kam Frahm zu den SS-Totenkopfverbänden ins KL Sachsenhausen. Von November 1940 bis Oktober 1941 war er in Larvik in Norwegen stationiert, danach wurde er mit einer Flecktyphusinfektion bis zum Januar 1942 in Berlin in einem Lazarett behandelt. Frontunfähig wurde Frahm im Mai 1942 als Wachmann in den KL-Dienst versetzt, zunächst ins KL Sachsenhausen und im November 1942 ins KL Neuengamme. Dort wurde er als Blockführer für 300 Häftlinge eingesetzt. Im Januar 1944 war er Blockführer der Strafkompanie. Überlebende des KL Neuengamme berichten, dass Frahm Häftlinge schwer misshandelt habe.

Von November 1944 bis April 1945 war er Blockführer im Hamburger Außenlager Rothenburgsort im Bullenhuser Damm. Ende April 1945 war er dort an der Erhängung von 20 jüdischen Kindern, an denen im KL Neuengamme medizinische Experimente durchgeführt worden waren, vier Betreuern der Kinder und 24 sowjetischen Kriegsgefangenen beteiligt.

Frahm soll Ende Mai 1945 nach Hause zurückgekehrt sein und sich im Kriegsgefangenensammellager Hedwigenkoog in Dithmarschen gemeldet haben. Er wurde im September 1945 entlassen. Danach arbeitete er in Kleve in Dithmarschen bei einem Bauern als Tagelöhner. Ende Oktober 1945 wurde er verhaftet und zunächst in das britische Internierungslager Nr. 1 in Neumünster-Gadeland gebracht. Im Frühjahr 1946 besuchte sein Sohn ihn zweimal im Zuchthaus Fuhlsbüttel.

Bei Frahms Aussage als Zeuge der Anklage im Hauptprozess gegen den Lagerstab des KL Neuengamme kam seine Beteiligung an den Morden im Bullenhuser Damm am 20. April 1945 zur Sprache. Vorher war bereits wegen Misshandlungen, die er als Blockführer der Strafkompanie begangen hatte, gegen ihn ermittelt worden. Frahm gab zu, dass er und andere den Kindern “ein Strick um den Hals gelegt, und sie wurden dann an Haken wie Bilder an der Wand aufgehängt”. Er sei davon ausgegangen, dass die Kinder zu diesem Zeitpunkt bereits tot gewesen seien, da der SS-Standortarzt Dr. Trzebinski den Kindern zuvor Morphium gespritzt habe. Die Morde am 20./21. April 1945 im Bullenhuser Damm wurden Gegenstand eines eigenen Prozesses, in dem Johann Frahm im Juli 1946 angeklagt wurde. Er wurde zum Tode verurteilt und am 11. Oktober 1946 in Hameln hingerichtet.
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Wilhelm Frühauf
Geboren am 8. August 1920 in Lodz in Polen als Sohn eines Tischlers, erlernte den Beruf des Vaters.

1940 bewarb sich Frühauf bei den SS-Verfügungstruppen und wurde “reichsdeutscher” Bürger. Nach einer achtwöchigen Ausbildung bei der SS-Standarte “Germania” in Hamburg-Langenhorn wurde Frühauf ins KL Neuengamme versetzt, wo er als Wachmann in der 2. Kompanie des SS-Totenkopfsturmbannes Dienst tat. Von 1940 bis 1943 arbeitete er in der Kommandantur des KL Neuengamme. Nach einem Fernschreiblehrgang beim Reichssicherheitshauptamt in Berlin wurde er als Fernschreiber eingesetzt. 1942 verpflichtete sich Frühauf für 12 Dienstjahre bei der SS und wurde zum SS-Rottenführer befördert. Zwischen 1940 und 1943 lernte Frühauf die in Bergedorf geborene Gertrud M. kennen, die in ihrem Geburtsort ihr Pflichtjahr absolviert hatte und danach als Stenotypistin bei den Bergedorfer Eisenwerken arbeitete. Sie heirateten 1943 auf dem Standesamt in Hamburg-Bergedorf. Im April 1943 wurde Frühauf ins KL Dachau versetzt. Kurz darauf bat er um Versetzung ins KL Sachsenhausen, da seine Frau zum Arbeitseinsatz nach Berlin gekommen war. Das Gesuch wurde aus dienstlichen Gründen abgelehnt. Vier Tage später stellte er erneut ein Gesuch. Diesmal wollte er Dienst an der Front leisten. Ob dem Gesuch stattgegeben wurde, ist nicht bekannt. Über den weiteren Lebensweg von Wilhelm Frühauf ist nichts bekannt.
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Christoph Gehrig
Geboren am 27. Oktober 1890 in Laudenbach bei Weinheim, absolvierte Christoph Gehrig nach der Real- und der Handelsschule eine Lehre als Kaufmann. Von 1910 bis 1921 war er bei der Armee, es ist nicht bekannt, ob als Soldat oder in einer Verwaltungsposition. Danach arbeitete er sieben Jahre als Finanzobersekretär im Revisionsamt in Freiburg/Breisgau. Im April 1928 kam Gehrig zur Heeresverwaltung in Konstanz. Im August 1930 wurde er Mitglied der NSDAP.

Am 1. Juli 1933 trat Christoph Gehrig in die SA ein. Am 1. September 1935 wurde er als Verwaltungsführer der SS-Standarte Germania (Verfügungstruppe) in Hamburg in die SS übernommen. 1937 arbeitete er im Revisionsamt des Reichsführers SS und wurde 1938 Verwaltungsführer eines SS-Nachrichtensturmbanns. Im Januar 1939 beantragten Gehrig und seine Frau beim SS-Rasse- und Siedlungshauptamt die nachträgliche “rassische Überprüfung” ihrer bereits 1920 geschlossenen Ehe. 1941/42 wurde Gehrig Leiter der SS-Standortverwaltung in Warschau, dann in Prag. Vom 25. Februar 1943 bis zum 30. März 1943 war er Verwaltungsleiter des SS-Stützpunktes Bobruisk in Weißrussland. Am 1. April 1943 wurde Gehrig in gleicher Funktion ins KL Dachau versetzt und am 25. Juli 1944 in das KL Neuengamme.

Der zum Hauptsturmführer beförderte Gehrig organisierte die Räumung des Lagers und bereitete die Vernichtung aller Unterlagen der Verwaltung vor. Ab dem 21. April 1945 wurden Häftlinge von Neuengamme nach Lübeck transportiert. Dort wurden sie auf die Schiffe “Thielbek” und “Elmenhorst” verladen, die sie auf die in der Lübecker Bucht vor Neustadt liegende “Cap Arcona”, später auch auf die “Athen” brachten. Auch die “Thielbek” wurde schließlich als “schwimmendes KL” eingesetzt. Christoph Gehrig selbst begleitete die Transporte. Er soll bei der Bombardierung der Schiffe durch britische Flugzeuge am 3. Mai 1945 umgekommen sein.
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Hans Griem
Am 12. Mai 1902 in Berlin-Spandau geboren, machte eine Lehre als Mechaniker und arbeitete als Maschinenbaumeister beim “Berliner Spar- und Bauverein”. Am 1. Oktober 1930 trat er in die NSDAP, am 1. Februar 1931 in die SS ein. Griem selbst behauptete 1963 vor Ermittlern der deutschen Staatsanwaltschaft, erst nach 1933 in die SS eingetreten zu sein. Er heiratete am 18. April 1930 Erna H., das Paar bekam 1933 einen Sohn.

1935 wurde Hans Otto Griem zum SS-Untersturmführer befördert und am 7. Januar 1940 zur Waffen-SS eingezogen. Nach der Ausbildung in Lodz in Polen wurde Griem zum 12. SS-Totenkopf-Regiment, 5. Kompanie, versetzt. Im Juli 1940 kam er zur Wachmannschaft ins KL Neuengamme. Zwischen 1942 und 1943 hatte er dort als Vertreter von Albert Lütkemeyer die Funktion des 2. Schutzhaftlagerführers inne. Im Herbst 1943 wurde Griem als Lagerführer ins Außenlager Hannover-Stöcken versetzt. Nach einer folgenden Dienstzeit im Stammlager war er in gleicher Funktion in verschiedenen Außenlagern eingesetzt, ab September 1944 in Husum-Schwesing, ab November 1944 in Ladelund. In diesen Außenlagern mussten Häftlinge unter unmenschlichen Bedingungen Schwerstarbeit leisten, um im Rahmen des Projektes “Friesenwall” Verteidigungsanlagen an der Nordseeküste zu errichten. Nach Aussage eines ehemaligen Häftlings erschlug der Lagerführer Griem im Außenlager Ladelund den sowjetischen Häftling Grilenko. Nachdem die Häftlinge aus Husum-Schwesing und Ladelund am 19./20. Dezember 1944 ins Stammlager Neuengamme zurückverlegt worden waren, übernahm Griem Anfang Januar 1945 bis zur Auflösung im März 1945 als Lagerführer das Außenlager Meppen-Dalum. Auch hier arbeiteten die Häftlinge für das Projekt “Friesenwall”. Wie ehemalige Häftlinge berichteten, holten Griems Ehefrau und seine Geliebte 1945 Koffer voller Lebensmittel aus dem Lager Meppen-Dalum, die das Rote Kreuz in Paketen für dänische Häftlinge geschickt hatte. Griem selbst wurde nach 1945 von Überlebenden als einer der “größten Kriegsverbrecher” bezeichnet und mit dem Schutzhaftlagerführer im Stammlager, Anton Thumann, verglichen, der 1946 zum Tode verurteilt und hingerichtet wurde. Sie berichteten, dass er oft betrunken gewesen sei, im Lager um sich geschossen habe und gemeinsam mit seinem Stellvertreter Joseph Klingler an Tötungen und Misshandlungen von Häftlingen beteiligt gewesen sei.

Hans Griem versteckte sich bis Ende Juli 1945 in Hamburg-Altona. Die britische Militärpolizei durchsuchte bei ihrer Fahndung nach ihm verschiedene Wohnungen, bis ehemalige Häftlinge ihn vor dem Lokal “Silberkeller” in Hamburg stellten und der Polizei übergaben. Griem wurde am 3. August 1945 ins britische Internierungslager Nr. 6 (Neuengamme) eingeliefert. Am 3. August 1946, zwei Tage vor Beginn des britischen Militärgerichtsprozesses gegen ihn, gelang ihm die Flucht. Bis 1947 lebte Hans Griem unter falschem Namen in Malente (Holstein). Seit dem 19. Dezember 1950 ermittelte die Hamburger Staatsanwaltschaft gegen ihn wegen gefährlicher Körperverletzung in Ladelund, Husum-Schwesing und Meppen-Dalum. Obwohl er inzwischen wieder unter seinem richtigen Namen lebte und durch ein Unterhaltsverfahren 1947 aktenkundig geworden war, konnte sein Aufenthaltsort nicht ermittelt werden. Das Verfahren wurde am 12. November 1951 eingestellt, da der Tatbestand der Körperverletzung bereits seit dem 8. Mai 1951 verjährt war. Griem arbeitete bis zu seiner Verrentung 1969 als Maschinenarbeiter und wohnte in Hamburg-Bergedorf. 1965 wurde er von seiner Frau geschieden. Am 13. September 1968 eröffnete die Hamburger Staatsanwaltschaft nach Vorermittlungen der Zentralen Stelle der Landesjustizverwaltungen in Ludwigsburg erneut ein Ermittlungsverfahren gegen Hans Griem wegen der Tötung von Häftlingen in Husum-Schwesing und Meppen-Dalum. Griem stritt die Vorwürfe ab und wälzte die Verantwortung auf verstorbene Mittäter, wie seinen Stellvertreter Klingler, ab. Das Verfahren wurde 1971 eingestellt, da Hans Griem am 25. Juni verstorben war.
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Otto Harder
Geboren am 25. November 1892 in Braunschweig, war in den 1920er Jahren als erfolgreicher Spieler des Hamburger Sportvereins und der Nationalmannschaft ein deutsches Fußballidol und erhielt in diesen Jahren den Spitznamen “Tull”. Harder war Versicherungsmakler. Er war verheiratet und hatte zwei Kinder. Im Ersten Weltkrieg verwundet und mit dem Eisernen Kreuz I. und II. Klasse ausgezeichnet, schied er als Unteroffizier aus. Seit dem 1. September 1932 war Harder NSDAP-Mitglied, am 10. Mai 1933 trat er in die SS ein.

Am 31. August 1939 wurde Harder zur Waffen-SS einberufen und als Wachmann ins KL Sachsenhausen versetzt. Harder selbst bezeichnete nach 1945 seine Tätigkeit im KL als erzwungen. Er habe sich als Frontkämpfer gesehen und sich vergeblich um einen Fronteinsatz bemüht. Im November 1939 wurde Harder auf eigenen Wunsch ins KL Neuengamme versetzt, da er zurück nach Hamburg wollte. Er war hier bis 1940 als Wachmann tätig, nach Aussagen eines ehemaligen Häftlings soll er in dieser Zeit auch als Hundeführer Dienst getan haben. Bis April 1944 arbeitete Harder dann in der Verwaltung als Schreibkraft - diese Position nutzte er für kleine Schiebereien zulasten der Häftlinge. Nach einigen Monaten im Außenlager Hannover-Stöcken, in dem die Häftlinge für die Accumulatoren-Fabrik AG U-Boot-Batterien produzierten, übernahm er am 7. September 1944 die Leitung des neuen Außenlagers Hannover-Stöcken, in dem 1000 männliche jüdische Häftlinge in der Reifenproduktion für die Continental-Gummiwerke AG arbeiten mussten. Am 30. November 1944 wurden die Häftlinge nach Hannover-Ahlem verlegt, wo sie einen unterirdischen Stollen anlegen mussten. Harder war als Lagerführer in Ahlem direkt verantwortlich für die Häftlinge - die hohe Sterblichkeit dort führte er auf die angebliche Schwäche der Häftlinge nach jahrelanger Gefangenschaft zurück. Die Zustände im Lager, die sogar sein Stellvertreter Hans Harden ihm schon zu Lagerzeiten vorwarf, hätten - so Harder vor dem britischen Militärgericht - nicht in seiner Verantwortung gelegen: “Als die Zahl der Toten stieg, tat ich, was ich konnte, indem ich Berichte nach Neuengamme schickte. … Ich konnte nicht mehr tun als das: Ich berichtete wahrheitsgemäß jeden Monat.” Harder gab das Kommando in Ahlem am 30. Januar 1945 ab und wurde ab März 1945 im Außenlager Uelzen eingesetzt. Er übernahm eine organisatorische Aufgabe bei der Räumung des Stammlagers Neuengamme und der Außenlager; nähere Informationen hierzu liegen nicht vor.

Harder wurde zehn Monate im britischen Internierungslager CIC 1 in Neumünster interniert, aber wegen eines Magenleidens entlassen. Er kehrte zu seiner Familie nach Bendestorf bei Hamburg zurück. Am 4. April 1946 trat er als Zeuge der Verteidigung im britischen Hauptprozess zu den Verbrechen im KL Neuengamme, dem “Camp Case 1”, auf. Erst am 5. April 1946 wurde Harder selbst verhaftet und in einem britischen Militärgerichtsprozess, der vom 16. April bis 6. Mai 1947 in Hamburg stattfand, als Leiter des Außenlagers Hannover-Ahlem angeklagt. Er stellte seine Rolle im KL-System als die eines unwilligen Befehlsempfängers dar, der auf die Zustände im Lager keinen Einfluss gehabt oder - wie im Fall der brutalen Behandlung der Häftlinge durch KL-Personal - nichts gewusst habe. Er wurde zu 15 Jahren Haft verurteilt. Im Bestätigungsverfahren wurde die Strafe auf 10 Jahre herabgesetzt. Kurz vor Weihnachten 1951 wurde er jedoch bereits entlassen. Harder arbeitete danach wieder als Versicherungsmakler.

Als Otto “Tull” Harder am 4. März 1956 starb, hielten Nachwuchsspieler des HSV an seinem Grab in Bendestorf Ehrenwache - der kurzzeitige Vereinsausschluss 1947 wegen seiner SS-Vergangenheit war vergessen. 1974 ließ der Hamburger Senat für die Fußball-Weltmeisterschaft eine Broschüre erstellen, in der neben anderen bekannten Fußballspielern auch Otto Harder als “Vorbild” der Jugend gepriesen wurde. Einen Tag vor Verteilung der Broschüre fiel dies auf. Das entsprechende Blatt wurde herausgetrennt. In 100 000 Exemplaren “Hamburg ‘74. Fußballweltmeisterschaft” fehlen daher die Seiten 13 und 14.
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Gertrud Heise
Geboren am 23. Juli 1921 in Berlin, arbeitete bis November 1939 als Näherin, anschließend war sie als Maschinenarbeiterin dienstverpflichtet. Im Oktober 1942 wurde sie von der SS als Aufseherin eingestellt.

Gertrud Heises KL-Dienst begann am 16. Oktober 1942 im Frauen-KL Ravensbrück. Am 1. März 1943 wurde sie ins KL Lublin-Majdanek strafversetzt - laut späterer Aussage ihres Anwalts Sander, weil sie versucht habe, den Brief eines Häftlings aus dem Lager zu schmuggeln. Es folgten Einsätze in den KL Krakau-Plaszow und Auschwitz. Von Oktober 1944 bis 15. April 1945 war Heise im Frauenaußenlager des KL Neuengamme Bremen-Obernheide eingesetzt. Ab Anfang Dezember 1944 war sie krank, erst Ende März 1945 kehrte sie nach Obernheide zurück. Nach dem Räumungstransport der Häftlinge ins KL Bergen-Belsen am 4. April 1945, den sie begleitet hatte, wurde Heise ins Neuengammer Außenlager Hamburg-Eidelstedt versetzt, nach eigenen Angaben aber bereits am nächsten Tag entlassen.

Am 11. Juni 1945 in Hamburg von der britischen Militärpolizei verhaftet, wurde Gertrud Heise im Mai 1946 von einem britischen Militärgericht in Celle wegen Verbrechen und der Mitwirkung an Selektionen im KL Auschwitz angeklagt. Heise gab zu, weibliche Häftlinge geschlagen zu haben, jedoch immer nur mit bloßen Händen. Sie habe nie getreten oder Menschen für die Ermordung in den Gaskammern selektiert. Ihr Anwalt beklagte am 22. Mai 1946, dass die Zeuginnen der Anklage nicht persönlich im Verfahren anwesend gewesen seien, die Angeklagte lediglich anhand von Fotos identifiziert und ihre Aussagen nur schriftlich eingereicht hätten. Heise wurde am 22. Mai 1946 zu 15 Jahren Haft verurteilt. Der zuständige britische Oberbefehlshaber billigte jedoch drei Monate später die Herabsetzung der Strafe auf sieben Jahre, weil ihr die Verantwortung für den Tod eines Häftlings im KL Auschwitz aufgrund der schwierigen Beweislage nicht zweifelsfrei nachgewiesen werden konnte. Gertrud Heise wurde bereits im Dezember 1950 aus der Strafanstalt Werl entlassen. 1970 lebte sie am Lilienthalplatz in Hamburg. Über ihren weiteren Lebensweg ist nichts bekannt.
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Kurt Heißmeyer (Oberarzt in Hohenlychen)
Am 26. Dezember 1905 in Lamspringe bei Hannover als Sohn eines Landarztes geboren, war nach dem Studium der Medizin und der Promotion ein Jahr in Freiburg und in einer Lungenklinik in Davos in der Schweiz tätig. 1933 erhielt er die Zulassung als Arzt. Er ist der Neffe des SS-Gruppenführers August Heißmeyer.

1934 ging Heißmeyer im Rahmen seiner Ausbildung zum Internisten und Lungenfacharzt als Assistent an das Auguste-Viktoria-Sanatorium der “Heilanstalten vom Roten Kreuz” in Hohenlychen. Heißmeyer heiratete 1937, das Paar hatte drei Kinder. Die Heilanstalten waren bis 1942 Wehrmachtslazarett, dann wurden sie von der SS als Sanatorium übernommen. Seit 1938 arbeitete der 1937 in die NSDAP eingetretene Heißmeyer in Hohenlychen als Arzt, ab 1942 als Oberarzt (Sonderführer) der Wehrmacht. Chefarzt war der SS-Gruppenführer Prof. Dr. Karl Gebhardt, der im nahe gelegenen KL Ravensbrück medizinische Versuche an Frauen vornahm. Heißmeyer, auch Leiter des Lungensanatoriums, wollte durch Versuche an KL-Häftlingen, die Grundlage seiner Habilitation sein sollten, seine Theorie von der Entstehung und besseren Bekämpfung der Tuberkulose beweisen. Zu diesem Zweck führte er im 300 Kilometer entfernten KL Neuengamme Experimente an über 100 erwachsenen Häftlingen, zumeist sowjetischen Kriegsgefangenen, durch. Außerdem forderte er für seine Versuche zwanzig jüdische Kinder an, die in Auschwitz ausgewählt und ins KL Neuengamme gebracht wurden. Am 20. April 1945 wurden diese Kinder und vier Häftlinge, die die Kinder betreut hatten, in der Schule im Bullenhuser Damm im Hamburger Stadtteil Rothenburgsort ermordet.

Am 21. April 1945 floh Heißmeyer vor der Roten Armee zu seinem Vater nach Sandershausen (Thüringen). Zuvor hatte er Unterlagen und Wertgegenstände in einer Kiste auf dem Gelände des Sanatoriums in Hohenlychen vergraben. 1946 zog er nach Magdeburg und eröffnete dort als Lungenfacharzt eine Praxis und Klinik mit 40 Betten. Er wurde, obwohl bereits 1948 erste Informationen über Heißmeyers Vergangenheit als KL-Arzt auftauchten und ihn der Staatssicherheitsdienst der DDR bereits seit Ende der 1950er Jahre überwachte, erst im Dezember 1963 verhaftet. Am 30. Juni 1966 verurteilte ihn das Bezirksgericht Magdeburg wegen “Verbrechen gegen die Menschlichkeit” zu lebenslangem Zuchthaus. Am 29. August 1967 starb Kurt Heißmeyer im Zuchthaus Bautzen an einem Herzinfarkt.
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Emil Hoffmann
Geboren am 3. Juli 1912 in Tschernowitz (bis zum Ende des Ersten Weltkrieges Österreich-Ungarn, anschließend Rumänien, ab 1940 Ukraine) als Sohn eines Polizisten, absolvierte eine deutsch-rumänische Volksschule, die Realschule und die Handelsschule. 1932 bis 1936 war er Mitglied der Hitlerjugend in Rumänien, seit 1934 Gaujugendführer.

Von 1936 bis 1940 arbeitete Hoffmann als Gutsverwalter. 1940/41 kam er ins Deutsche Reich. 1941 war er Angestellter beim Reichsnährstand in Stuttgart. Er wurde eingebürgert, trat in die SS ein und kam zur Leibstandarte SS Adolf Hitler. Wegen einer hochgradigen Sehschwäche, die er sich 1936 infolge eines Boxkampfes zugezogen hatte, sollte Hoffmann nur für leichte Aufsichtstätigkeiten und Schreibarbeit eingesetzt werden. 1943 heiratete er Katharina C., eine gebürtige Husumerin, die als Pflegerin und Sachbearbeiterin in einem Mutter-und-Kind-Hilfswerk arbeitete. Sie starb 1944. Von Januar 1942 bis zur Räumung des Lagers arbeitete Hoffmann im KL Neuengamme, 1942 bis Dezember 1944 in der Politischen Abteilung und anschließend bis April 1945 als Blockführer. Sein letzter bekannter Rang war SS-Unterscharführer.

Hoffmann wurde vor dem britischen Militärgericht angeklagt, Häftlinge misshandelt, zu Tode geprügelt und an zahlreichen Exekutionen teilgenommen zu haben. Er wurde 1946 zum Tode verurteilt und am 23. Januar 1947 in Hameln hingerichtet.
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Ewald Jauch
Am 23. April 1902 in Schwenningen am Neckar geboren, von Beruf Kaufmann, trat am 1. Februar 1932 in die NSDAP ein. In Schwenningen soll er zusammen mit seiner Ehefrau eine Gastwirtschaft betrieben haben.

Ab Frühjahr 1934 war Jauch Mitglied der SS. Am 15. November 1939 wurde er zur Waffen-SS nach Danzig eingezogen und war dann in Bromberg (Bydgoszcz) eingesetzt. Nach einem Trainingsunfall und anschließendem Lazarettaufenthalt Anfang 1940 war er nur noch bedingt diensttauglich. Am 20. April 1940 erfolgte die Versetzung in das KL Neuengamme. Hier war er zunächst als Wachmann, dann als Block- und Rapportführer tätig. Wie ehemalige Häftlinge des KL Neuengamme berichten, war Jauch auch als Kommandoführer in dem auf dem Gelände des KL Neuengamme liegenden Rüstungsbetrieb Carl Jastram tätig. Am 1. Mai 1944 wurde der inzwischen zum SS-Oberscharführer beförderte Jauch Lagerleiter im Außenlager Schandelah. Nach eigenen Angaben vor dem britischen Militärgericht 1946 wechselte er Ende Juli 1944 in gleicher Funktion zum Außenlager der Borgward-Werke nach Bremen und anschließend in das Frauenaußenlager Wedel. Vom 1. Dezember 1944 bis April war Jauch 1945 Lagerleiter im Außenlager Hamburg-Rothenburgsort im Bullenhuser Damm, wo er am 20. April 1945 an der Erhängung von 20 jüdischen Kindern, an denen im KL Neuengamme medizinische Experimente durchgeführt worden waren, vier Betreuern der Kinder und 24 sowjetischen Kriegsgefangenen beteiligt war.

Jauch floh im Mai 1945 nach Schwenningen und hielt sich in seinem Elternhaus versteckt, bis die Militärpolizei ihn dort verhaftete. Er wurde im britischen Internierungslager Nr. 5 in Paderborn-Staumühle inhaftiert. Vermutlich hatte erst die Aussage seines früheren Untergebenen Johann Frahm die Ermittler auf seine Spur gebracht. Im Juli 1946 stand er wegen der Morde im Bullenhuser Damm vor dem britischen Militärgericht. Während Frahm dort aussagte, er und Jauch hätten am 20. April 1945 die Kinder erhängt und dafür eine Sonderzuteilung Schnaps und Zigaretten erhalten, erklärte Jauch, er habe sich nicht an der Tötung der Kinder beteiligt und sogar einigen der sowjetischen Häftlinge erfolgreich zur Flucht verholfen. Die Richter hielten seine Version für unglaubhaft. Jauch wurde zum Tode verurteilt und am 11. Oktober 1946 in Hameln hingerichtet.
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Gustav Jepsen
Geboren am 1. Oktober 1908 in Hadersleben (Haderslev), damals Deutsches Reich, ab 1920 Dänemark, war dänischer Staatsangehöriger und zählte sich selbst zur deutschen Minderheit. Ab 1920 arbeitete er als Heizer bei der Dänischen Reichsbahn. Jepsen war in Haderslev verheiratet und hatte einen Sohn sowie aus seiner späteren Beziehung mit der Bergedorferin Ilse B. eine Tochter. Jepsen trat am 10. März 1941 in die Waffen-SS ein und kam als Freiwilliger in die 13. Kompanie des SS-Infanterie- Geschütz-Ersatzbataillons “Germania” nach Hamburg.

Jepsen wurde nach Prag und München versetzt. Über den Einsatzzeitraum und seine Aufgaben ist nichts Näheres bekannt. Im April 1944 wurde Jepsen nach Hamburg zurückversetzt, kam im September 1944 in das KL Neuengamme und am 31. Oktober 1944 in das Außenlager Wilhelmshaven (Kriegsmarinewerft Alter Banterweg). Hier übernahm Jepsen die Aufgabe eines Blockführers. Nachdem Otto Thümmel im November 1944 durch Rudolf Günther als Lagerleiter abgelöst worden war, wurde er dessen Stellvertreter. Der zwischenzeitlich zum SS-Unterscharführer beförderte Jepsen blieb dort bis zur Räumung im April 1945. Er fiel durch seinen brutalen Umgang mit den Häftlingen auf, die er in mehreren Fällen gemeinsam mit Kapos misshandelte.

Am 2. oder 3. April 1945 wurde Jepsen im Zuge der Räumung beauftragt, einen Krankentransport mit etwa 360 Häftlingen von Wilhelmshaven nach Hamburg zu begleiten. Schon auf dem Transport starben etwa 70 Häftlinge. Am 7. April wurde der Zug bei einem Luftangriff auf den Güterbahnhof Lüneburg getroffen - er war für die Alliierten nicht als Häftlingstransport erkennbar gewesen. Die Häftlinge waren den Angriffen schutzlos ausgesetzt. Jepsen stellte vier Wachleute ab, um eine Flucht der Häftlinge zu verhindern. Er selbst versteckte sich mit seiner Freundin, die ihn begleitete, und dem Rest der Wachmannschaft im nahe gelegenen Wald. In den folgenden Tagen wurden die Häftlinge von den Wachmännern misshandelt, viele wurden erschossen. Dieser Massentötung fielen zwischen 50 und 80 Männer zum Opfer. Die Übrigen wurden ins KL Bergen-Belsen gebracht, wo fast alle von ihnen starben. Nur fünf Überlebende des Transportes aus Wilhelmshaven sind namentlich bekannt. Jepsen gab vor Gericht zu, sechs Häftlinge eigenhändig getötet zu haben.

Jepsen wurde in Dänemark festgenommen und mit anderen Männern der deutschen Volksgruppe in Frøslev interniert. Im August 1946 wurde er wegen des Massakers in Lüneburg vor einem britischen Militärgericht angeklagt, das ihn zu lebenslanger Haft verurteilte. Ihm wurde Befehlsnotstand als mildernder Umstand zugebilligt. Im britischen Militärgerichtsprozess zu den Verbrechen im Außenlager Wilhelmshaven (Alter Banterweg) wurde Jepsen am 6. März 1947 zum Tode verurteilt und am 26. Juni 1947 in Hameln hingerichtet.
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Karl Kaufmann (Reichsstatthalter von Hamburg)
Am 10. Oktober 1900 als Sohn eines Wäschereibesitzers in Krefeld geboren, verließ 1917 die Oberrealschule ohne Abschluss. Er wurde kurz vor Kriegsende 1918 eingezogen, jedoch nicht mehr an der Front eingesetzt. Nach Abbruch der Lehre im elterlichen Betrieb arbeitete er als Bauhilfsarbeiter und war als Mitglied in einem Freikorps an politischen Anschlägen beteiligt. 1921 trat er in die NSDAP ein und war 1923 aktiv an der Organisation des Hitler-Ludendorff-Putsches beteiligt. Kaufmann wurde daraufhin 1925 hauptamtlicher Gauleiter im Gau Rheinland-Nord, Gaugeschäftsführer war in dieser Zeit sein naher Freund Joseph Goebbels. Im Jahr darauf wurde Kaufmann Gauleiter im Großgau Ruhr. Er war mit Else S. verheiratet, 1929 und 1935 wurden zwei Töchter geboren. Am 1. Mai 1929 wurde er zum Gauleiter in Hamburg ernannt und war in dieser Funktion Hitlers Stellvertreter in der Stadt. Vor allem mit Heinrich Himmler unterhielt Kaufmann in den 1930er Jahren persönlichen Briefkontakt. Von 1930 bis 1945 war er für die NSDAP Mitglied des Reichstages.

Kaufmann wurde am 16. Mai 1933 zusätzlich zum Reichsstatthalter Hamburgs ernannt, damit beaufsichtigte er die Umsetzung der Reichspolitik in Hamburg. Ab 1936 war er “Führer” der Landesregierung und Chef der Staats- und Kommunalverwaltung, nach Kriegsbeginn zudem Reichsverteidigungskommissar für den norddeutschen Wehrkreis. Mit Hilfe der “Hamburger Stiftung von 1937”, deren Mittel aus öffentlichen Geldern, Wirtschafts- und “Arisierungsspenden” stammten, erkaufte er sich die Loyalität von Parteimitgliedern. Bis 1934/35 hatte er über 10 000 “alten Kämpfern” Stellungen in städtischen Betrieben, in der Verwaltung und in der Wirtschaft verschafft. Kaufmann nutzte seine persönliche Stellung bei Hitler aus, um die jüdische Bevölkerung aus Hamburg zu vertreiben: “Im September 1941 war ich nach einem schweren Luftangriff an den Führer herangetreten mit der Bitte, die Juden evakuieren zu lassen, um zu ermöglichen, daß wenigstens zu einem geringen Teil den Bombengeschädigten wieder eine Wohnung zugewiesen werden könnte. Der Führer hat unverzüglich meiner Anregung entsprochen und die entsprechenden Befehle zum Abtransport der Juden gegeben.”

Mit der Behauptung, er habe sich aufgrund der Erfahrungen nach der “Operation Gomorrha“ (militärischer Tarnbegriff der britischen Luftwaffe für die Bombenangriffe auf Hamburg im Sommer 1943) und angesichts des Kriegsverlaufs entschieden, Hamburg am 3. Mai 1945 kampflos zu übergeben, versuchte Kaufmann sich nach Kriegsende - nicht ohne Erfolg - zu entlasten. Bis Oktober 1948 war er in britischer Haft im Internierungslager Neuengamme. Hier schloss er sich der “Bruderschaft” an, einer Untergrundorganisation aus ehemaligen NS-Aktivisten und SS-Offizieren. Kaufmann wurde aus gesundheitlichen Gründen aus der Haft entlassen, nachdem er auf dem Weg zur Zeugenaussage vor dem Internationalen Militärgerichtshof in Nürnberg bei einem Autounfall schwer verletzt worden war. Anfang der 1950er Jahre engagierte er sich im politisch rechts orientierten “Naumann-Kreis”, der eine explizit liberale Politik der FDP ablehnte. Außerdem scharte er in einem “Herrenclub” in Hamburg ehemalige NS-Führer um sich. Am 15. Januar 1953 wurde Kaufmann verhaftet. Die Hamburger Staatsanwaltschaft legte eine Anklageschrift vor, das Hauptverfahren wurde jedoch nicht eröffnet. Karl Kaufmann zog sich gut situiert als Privatier zurück, war Seniorchef eines Versicherungsunternehmens und Teilhaber einer chemischen Fabrik, die beide von ehemaligen Nationalsozialisten gegründet worden waren. Er starb am 4. Dezember 1969 in Hamburg.
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Max Kierstein
Geboren am 7. November 1890 in Bernburg/ Saale, absolvierte nach der abgebrochenen Mittelschule eine kaufmännische Lehre und wurde Landwirt in Ludwigslust. Von 1912 bis 1921 war Kierstein Soldat, von 1914 bis 1918 an der Front eingesetzt. Seit 1921 war er verheiratet. Bereits ab 1927 engagierte er sich als Bereitschaftsführer und freies Mitglied für die NSDAP (dieser Status ging bis 1933 der offiziellen Aufnahme in die Partei voraus).

1933 trat Kierstein der SS bei, 1937 wurde er offiziell als NSDAP-Mitglied aufgenommen. 1937 bis 1939 arbeitete er für den Sicherheitsdienst (SD) und wurde bei Kriegsbeginn zur Waffen-SS eingezogen. Nach der Ausbildung im KL Sachsenhausen wurde er hier Zugführer und zuletzt Kommandoführer bei den Wachmannschaften. Am 8. Oktober 1942 in das KL Neuengamme versetzt, war er hier zunächst als Zugführer der Wachmannschaften eingesetzt. Am 17. Juni 1943 ordnete der Kommandant des KL Neuengamme, Max Pauly, an, dass für Kierstein eine Planstelle im Wachbataillon (spätestens zum Jahr 1948) eingerichtet werden sollte. Nachdem er zuvor bereits verschiedene Weiterbildungsmaßnahmen als “Führerbewerber” absolviert hatte, wurde Kierstein Kommandoführer der Wachmannschaften im KL Neuengamme. Vom KL Neuengamme wurde Kierstein als Lagerleiter in das Außenlager Wittenberge versetzt, dann kurze Zeit in das Außenlager Hamburg-Wandsbek. Im Oktober 1944 kam er in gleicher Funktion zunächst in das Außenlager Hannover-Stöcken, dann in das Außenlager Braunschweig (Büssing-NAG). Am 1. Februar 1945 wurde Max Kierstein zum SS-Untersturmführer der Reserve ernannt.

Während in Ermittlungsverfahren nach 1945 zunächst davon ausgegangen wurde, Max Kierstein sei auf der am 3. Mai 1945 in der Lübecker Bucht gesunkenen “Cap Arcona” umgekommen, stellte sich später heraus, dass er erst 1952 in Mainz verstorben ist.
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Bruno Kitt
Geboren am 9. August 1908 in Heilsberg/Ostpreußen als Sohn einer Lehrerfamilie, begann nach dem Abitur zunächst ein naturwissenschaftliches Studium und studierte dann in Münster Medizin.

1933 trat Kitt der SS und der NSDAP bei. Wie er 1946 im britischen Hauptprozess zu den Verbrechen im KL Neuengamme aussagte, entschied er sich für diesen Schritt nicht aus innerer Überzeugung, sondern opportunistisch, um im Studium voranzukommen und eine angemessene Stellung zu erlangen. Ab 1936 bei der Ruhr-Knappschaft angestellt, war er hier zunächst Assistenzarzt und dann leitender Vertrauensarzt, der die Prüfung für den Arbeitseinsatz vornahm. Im März 1942 wurde Kitt zur Waffen-SS einberufen und kam nach der Grundausbildung im KL Sachsenhausen als Truppenarzt ins KL Auschwitz. Nach einem Lazarettaufenthalt zum Auskurieren einer Flecktyphuserkrankung kam er als Stationsarzt der Infektionsabteilung zurück, vor Gericht verschwieg er 1946 jedoch, dass er auch für die Häftlinge im Stammlager (Frauen und Männer) zuständig gewesen war. Während seiner Dienstzeit im KL Auschwitz war er eine Zeit lang Lagerarzt in Auschwitz III Monowitz (Buna-Werke). Als Chefarzt des Frauenhäftlingskrankenhauses in Auschwitz-Birkenau war Kitt außerdem einer der Ärzte, die an der Rampe für die Selektionen verantwortlich waren. In einer Beurteilung vom 14. August 1943 wurde Kitt als “offen, ehrlich und zuverlässig” beschrieben. Kitt heiratete im Juli 1944 Elfriede M., wenig später wurde ein Kind geboren.

Im Rahmen der Räumung des Lagers kam Kitt im Januar 1945 auf Befehl des Chefs des SS-Sanitätswesens, Dr. Enno Lolling, von Auschwitz ins KL Neuengamme. Er war dort dem Standortarzt Dr. Alfred Trzebinski direkt unterstellt und für die SS und die Häftlinge sowohl im Stammlager als auch in den Hamburger Außenlagern zuständig. Er untersuchte die Häftlinge auf ihre “Arbeitsfähigkeit”, wobei er sie misshandelte. Nach eigenen Aussagen vor Gericht 1946 koordinierte und begleitete Kitt bei der Auflösung der Außenlager Meppen-Dalum und Sandbostel Krankentransporte. Er kehrte nicht mehr ins Stammlager zurück, sondern fuhr mit einem Häftlingstransport von Sandbostel, wahrscheinlich an Bord der “Olga Siemers”, nach Flensburg und von dort weiter auf der “Rheinfels” nach Malmö.

Bruno Kitt wurde von den britischen Behörden in Norddeutschland verhaftet und im Hauptprozess zu den Verbrechen im KL Neuengamme vor dem britischen Militärgericht angeklagt. Als einziger Angeklagter hatte er keinen Pflichtverteidiger*, sondern wurde durch einen von der Familie bezahlten Anwalt vertreten. Am 3. Mai 1946 wurde er zum Tode verurteilt und am 7. Oktober 1946 in Hameln hingerichtet. Die Familie ließ ihn einige Jahre später aus dem dortigen Gräberfeld Am Wehl in ein Familiengrab nach Dinslaken umbetten.
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* Kitt hatte sehr wohl einen Pflichtverteidiger (Dr. Halben), der ab dem 25. Prozesstag wegen Krankheit von Alfonso Stegemann abgelöst wurde, und der bereits im Zyklon B-Prozess die Verteidigung von Dr. Drohsihn (Freispruch) übernommen hatte.


Kurt Klebeck
Geboren am 3. Juni 1906 in Berlin, besuchte die Handelsschule und arbeitete unter anderem bei der Deutschen Lebensversicherung als kaufmännischer Angestellter. 1933 trat er in die NSDAP ein und wurde Mitglied der SS. Nach der Scheidung von seiner ersten Frau 1934 heiratete er 1939 erneut. Am 30. Dezember 1939 wurde er zur Waffen-SS eingezogen und Anfang 1940 nach Polen versetzt. Näheres ist über diese Zeit nicht bekannt.

Am 1. März 1940 begann Klebeck seinen Dienst im KL Sachsenhausen und kam kurz darauf zum SS-Hauptamt Haushalt und Bauten. Im Oktober 1941 war Klebeck als für die Arbeitseinsätze verantwortlicher Schutzhaftlagerführer “E” erneut im KL Sachsenhausen eingesetzt. 1942 war er in Weißrussland stationiert; seine Aufgabe dort und auch die Dauer seines Aufenthaltes sind nicht genau bekannt. Klebeck soll als verantwortlicher SS-Offizier an einer Erschießungsaktion gegen die jüdische Bevölkerung beteiligt gewesen sein. Im September 1942 wurde Klebeck stellvertretender Kommandant der 1. SS-Baubrigade des KL Sachsenhausen. Diese wurde im Oktober 1942 nach Duisburg und im März 1943 auf die britische Kanalinsel Alderney verlegt und war hier dem KL Neuengamme unterstellt. 1000 Häftlinge mussten auf Alderney im Rahmen des “Atlantikwall”-Plans die Insel zu einer Festung ausbauen.

Klebeck unterschlug Lebensmittel, die für die Häftlinge angeliefert wurden, betrieb damit einen florierenden Handel und teilte den Erlös mit anderen SS-Wachmännern. Im Frühjahr 1944 wurde er als Lagerleiter ins Außenlager Hannover-Stöcken versetzt und kurz darauf Stützpunktleiter für alle Hannoveraner Außenlager des KL Neuengamme. Am 30. Januar 1945 wurde Klebeck zum SS-Hauptsturmführer befördert. Während der Auflösung der Außenlager im März 1945 setzte er sich mit den Hauptsturmführern Otto Thümmel und Theodor Breuing in eine Gastwirtschaft ab. Sie wurden im KL Neuengamme vor ein SS- und Polizeigericht gestellt, das Klebeck und Thümmel freisprach. Breuing dagegen wurde zum Tode verurteilt und am 24. April 1945 hingerichtet.
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Anneliese Kohlmann
Am 23. März 1921 in Hamburg geboren und christlich erzogen, der Vater war Freimaurer. Weiteres ist über ihre Jugend nicht bekannt. Als Angeklagte im britischen Militärgerichtsprozess 1946 gab Anneliese Kohlmann an, nie Mitglied im BDM (Bund Deutscher Mädel) oder in der NSDAP gewesen zu sein. Aus dem Zentralregister der NSDAP geht allerdings hervor, dass sie im Februar 1940 die Mitgliedschaft beantragt hatte.

Am 30. Oktober 1944 zog Anneliese Kohlmann in ein Zimmer im Hamburger Stadtteil St. Georg. Sie arbeitete als Straßenbahnschaffnerin. Sie fühlte sich zu Frauen hingezogen. Dennoch verlobte sie sich 1943. Am 4. November 1944 wurde Anneliese Kohlmann als Aufseherin in den Außenlagern des KL Neuengamme Neugraben und Tiefstack eingesetzt. Am 7. April deportierte die SS die weiblichen Häftlinge ins KL Bergen-Belsen. Kohlmann begleitete den Transport und kehrte zunächst nach Hamburg zurück. Eigenen Aussagen zufolge fuhr sie wenig später mit dem Fahrrad nach Bergen-Belsen zurück und schlich sich ins Lager. Sie lebte dort bis zur Befreiung durch britische Truppen am 15. April 1945, um bei der tschechischen Inhaftierten Lotte W. sein zu können, mit der sie im Lager befreundet gewesen war. Diese habe ihr versprochen, sie nach der Befreiung mit nach Prag zu nehmen, so Anneliese Kohlmann im Prozess. Überlebende aus Tiefstack und Neugraben erinnerten sich später an eine SS-Aufseherin, von den Häftlingen nur “Bubi” genannt, die Lotte W. nach Bergen-Belsen gefolgt sei. Es ist davon auszugehen, dass es sich bei “Bubi” um Anneliese Kohlmann handelt.

Bereits am 17. April 1945 wurde Kohlmann in Bergen-Belsen verhaftet, weil ehemalige Gefangene der Außenlager Neugraben und Tiefstack sie erkannt hatten. Nach der Untersuchungshaft stand sie am 16. Mai 1946 als Angeklagte im “Bergen-Belsen-Prozess” in Celle vor einem britischen Militärgericht. Kohlmann gab zu, geschlagen zu haben, wenn sie keinen anderen Ausweg gesehen habe, plädierte aber auf “nicht schuldig”. Das Gericht verurteilte sie zu einer Haftstrafe von zwei Jahren, die sie im Hamburger Gefängnis Fuhlsbüttel verbüßte. Nach der Haftentlassung lebte Anneliese Kohlmann bis 1965 in Hamburg, dann zog sie nach West-Berlin. Sie starb am 17. September 1977.
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Walter Kümmel
Geboren am 8. Januar 1905 in Neundorf, Kreis Bernburg/Saale, war von Beruf Dreher. In den 1920er Jahren arbeitete er als Hilfsarbeiter, unter anderem beim Werkschutz in den Walther-Werken in Zella-Mehlis. Vom Roten Frontkämpferbund und der KPD trat er zur SPD über, die er im März 1933 verließ.

Ende 1933 wurde Kümmel Mitglied der SS, 1937 trat er der NSDAP bei. Nach seiner freiwilligen Meldung zur Waffen-SS im April 1941 erhielt er eine militärische Grundausbildung und wurde im Wachbataillon des KL Sachsenhausen eingesetzt. Gesundheitliche Beeinträchtigungen führten zu seiner Versetzung ins KL Neuengamme, wo er zunächst im Telefondienst tätig war. Nach der Beförderung zum Unterscharführer Ende 1943 wurde Walter Kümmel Blockführer. Im Februar 1944 stieg er zum 2. Rapportführer auf und wurde Leiter eines Bombensuchkommandos mit Häftlingen des KL Neuengamme in Kiel. Im Spätsommer 1944 übernahm er die Leitung der Frauenaußenlager Wedel (bis Ende September 1944) und Hamburg-Eidelstedt (bis zum Ende des Krieges). Ihm wurde später zur Last gelegt, im Außenlager Eidelstedt die Ermordung zweier Neugeborener veranlasst zu haben.

Kurz nach dem Einmarsch der britischen Truppen in Hamburg wurde Walter Kümmel verhaftet und 1946 wegen Tötung und Misshandlung von alliierten Staatsangehörigen im KL Neuengamme vor einem britischen Militärgericht angeklagt und zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt. Seine Tätigkeit in den Außenlagern Wedel und Eidelstedt war nicht Gegenstand der Verhandlungen. In der Haft machte Walter Kümmel eine Umschulung zum Schneider. Am 26. Februar 1952 wurde er vorzeitig aus der Haft entlassen. 1953 wurde ein Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft Lübeck wegen Verbrechen im Bombensuchkommando Kiel 1944 nach kurzer Zeit wieder eingestellt. 1971 stellte die Staatsanwaltschaft ein weiteres Ermittlungsverfahren gegen Kümmel nach kurzer Zeit wieder ein - ihm war die Verantwortung für die Ermordung zweier Neugeborener im Frauenaußenlager Eidelstedt zur Last gelegt worden. Erst nach breitem öffentlichem Druck erhob die Staatsanwaltschaft in Hamburg 1980 Anklage gegen Walter Kümmel. 1982 wurde er freigesprochen, da seine Beteiligung an der Tötung der Neugeborenen nur als Beihilfe zum Mord gewertet wurde und Kümmel keine niedrigen Beweggründe nachgewiesen werden konnten - das Delikt war somit seit 1960 verjährt.
Über das Leben Walter Kümmels nach 1982 liegen keine Informationen vor.
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Albert Lütkemeyer
Geboren am 17. Juni 1911 als Sohn eines Tischlermeisters in Wellingholzhausen bei Osnabrück, erlernte Albert Lütkemeyer das Tischlerhandwerk. 1932/33 meldete er sich zum freiwilligen Arbeitsdienst.

Am 1. März 1933 trat Albert Lütkemeyer der NSDAP und der SA bei. Am 1. September 1934 wechselte er zur SS und kam zur Wachmannschaft des KL Esterwegen, das neben Dachau Ausbildungslager für den KL-Dienst war. Als Blockführer war Lütkemeyer 1936 unter den Häftlingen als “Todesschütze von Esterwegen” bekannt. Zum 1. Juni 1936 erfolgte die Versetzung ins KL Dachau. Hier war er als Rapportführer für die täglichen Zählappelle und Strafrapporte verantwortlich. 1939 heiratete er die 17jährige Helene H., 1940 und 1943 wurden zwei Söhne geboren.

Ins KL Neuengamme wurde Lütkemeyer am 28. April 1940 versetzt, wo er zum stellvertretenden Schutzhaftlagerführer ernannt wurde. Er führte das “Pfahlhängen” als Strafe ein: Häftlinge wurden an ihren auf dem Rücken zusammengebundenen Händen an einem Strick an einen Pfahl gehängt. Der Kommandant des KL Neuengamme, Martin Weiss, beurteilte Albert Lütkemeyer am 25. Februar 1942 als “einen sehr zuverlässigen und bescheidenen SS-Führer mit raschem Auffassungsvermögen und energischem Auftreten. … Die ihm übertragenen Arbeiten verrichtet er gewissenhaft und pflichtbewusst. … Sein Auftreten in und außer Dienst ist einwandfrei und militärisch; weltanschaulich gefestigt.” Als Lütkemeyer im Herbst 1942 Schutzhaftlagerführer und damit verantwortlich für die Arbeit der Rapport-, Arbeits- und Blockführer wurde, war er unter den Häftlingen bereits als “SS-Bestie” verschrien, da er grundlos und spontan misshandelte und Gewaltausübung ausdrücklich gestattete. Als Schutzhaftlagerführer war er auch für Exekutionen verantwortlich.

Als das britische Militärgericht ihn 1947 für die Hinrichtung von 59 sowjetischen Offizieren im Oktober 1941 im KL Neuengamme verantwortlich machte, wälzte er die Verantwortung auf den bereits hingerichteten Martin Weiss ab. Für die Vergasung von insgesamt 448 sowjetischen Kriegsgefangenen im Herbst 1942, die er selbst vorbereitet hatte, schob er die Verantwortung Max Pauly zu, der bereits zum Tode verurteilt war und auf seine Hinrichtung wartete.*

Mit dem Kommandanten Pauly verstand sich Lütkemeyer nicht, sodass er im April 1944 seine Versetzung aus dem KL Neuengamme beantragte. Er kam als Lagerführer in das "Arbeitslager “Riese”, das dem KL Gross Rosen unterstellt war. Das Lager wurde am 18. Februar 1945 geräumt.

Albert Lütkemeyer nahm die Identität eines gefallenen Soldaten an und plante, sich in die Schweiz abzusetzen. Da ihm die Familie die finanzielle Unterstützung versagte, kehrte er in seinen Heimatort Wellingholzhausen zurück. Hier wurde er verhaftet und in einem vom 27. Februar bis 7. März 1947 stattfindenden britischen Militärgerichtsprozess zusammen mit dem Rapportführer Wilhem Keus wegen im KL Neuengamme verübter Verbrechen angeklagt. Albert Lütkemeyer wurde zum Tode verurteilt und am 26. Juni 1947 in Hameln hingerichtet.
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* Zu diesem Zeitpunkt war das Todesurteil von Pauly bereits vollstreckt.


Rudi Martin
Geboren am 10. Juli 1922 in Königsberg als Sohn eines Kaufmanns, absolvierte eine kaufmännische Lehre bei der Deutschen Krankenversicherung AG. Von 1934 bis 1939 war er Mitglied der Hitlerjugend.

Aufgrund einer Erkrankung seiner Gelenke und eines Herzklappenfehlers wurde Martin als nicht truppenverwendungsfähig eingestuft. Dennoch bewarb sich der 17jährige 1939 bei Wehrmacht, Luftwaffe und Marine, die ihn aber aufgrund seines Alters ablehnten. Er trat in die Waffen-SS ein. Martin wurde zur SS-Totenkopf-Rekrutenstandarte Dachau und anschließend zur Leibstandarte SS Adolf Hitler versetzt. Nach einem Lazarettaufenthalt und anschließender Kur kam er im Oktober 1940 als Wachmann ins KL Neuengamme. Dort war er als Hundeführer und zeitweise in der Verwaltung tätig. Ende 1942 war Martin nach eigenen Angaben im Außenlager Wittenberge eingesetzt. Im September 1944 stellte Martin ein Gesuch um Versetzung an die Front. Nach 1945 sagte er selbst aus, er sei wieder ins Stammlager zurückversetzt worden und bis zur Räumung des Lagers dort eingesetzt gewesen. 1944 heiratete er Annemarie M. aus Bergedorf, die im siebten Monat schwanger war. Martin hatte sie während seiner Dienstzeit im KL Neuengamme kennen gelernt. Die allgemeinen SS-ärztlichen Untersuchungen für die Verlobungs- und Heiratsgenehmigung wurden vom SS-Standortarzt Alfred Trzebinski im KL Neuengamme durchgeführt.

Rudi Martin kam Ende 1946 in britische Internierungshaft in Esterwegen. In seinen Aussagen den britischen Ermittlern gegenüber verschwieg er seine besondere Rolle als Hundeführer und bestritt seine Beteiligung an Misshandlungen von Häftlingen im KL Neuengamme.
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Gerhard Maurer (Chef der Amtsgruppe D II im WVHA)
Am 9. Dezember 1907 in Halle an der Saale geboren, absolvierte von 1923 bis 1926 eine kaufmännische Lehre und arbeitete als Buchhalter. 1930 trat er der NSDAP und 1931 der SS bei. Er war verheiratet und hatte drei Kinder. Seine Familie kam 1944 bei einem Bombenangriff ums Leben.

Von September 1934 bis Oktober 1936 arbeitete Maurer hauptamtlich in der Verwaltung des SS-Oberabschnitts Mitte in Braunschweig. Danach wurde er zum SS-Verwaltungsamt in München versetzt und von dort als Verwaltungsführer des SS-Übungslagers Dachau eingesetzt. 1939 wurde Maurer zum Sturmbannführer befördert und in den Stab des SS-Wirtschaftsverwaltungshauptamts versetzt. Der Leiter, Oswald Pohl, war bemüht, die SS-Betriebe zusammenzuführen. Er setzte daher Gerhard Maurer als Geschäftsführer der SS-Verlage ein, die das gesamte Propaganda- und Schulungsmaterial der SS verlegten. Außerdem war Maurer nacheinander Geschäftsführer der “Deutschen Erd- und Steinwerke GmbH” und der “Deutschen Ausrüstungswerke GmbH”, für die in fast allen Konzentrationslagern Häftlinge zur Zwangsarbeit eingesetzt wurden. Im Auftrag Pohls nahm Maurer als SS-Betriebsinspekteur im Oktober 1941 mit dem “Judenreferenten” im Reichssicherheitshauptamt, Adolf Eichmann, an einer Besprechung teil, die erste Deportationen koordinieren sollte. Maurer führte 1941 in allen Konzentrationslagern die Funktion eines verantwortlichen Leiters für den Arbeitseinsatz der Häftlinge (Arbeitseinsatzführer “E”) ein. Von März 1942 bis Kriegsende leitete Maurer als Obersturmbannführer das Amt D II “Arbeitseinsatz der Häftlinge”, das er wesentlich erweiterte. Er organisierte die Zwangsarbeit in den Konzentrationslagern und wurde im November 1943 Stellvertreter des Inspekteurs der Konzentrationslager, Richard Glücks. Maurer spielte als Organisator der Zwangsarbeit für die Rüstungsindustrie eine zentrale Rolle bei der Umsetzung des Prinzips der “Vernichtung durch Arbeit” in den Konzentrationslagern.

Im Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher vor dem Internationalen Militärgerichtshof in Nürnberg lag zwar eine eidesstattliche Aussage von Gerhard Maurer vom 3. Juli 1947 zur Struktur des SS-Wirtschafts-Verwaltungshauptamtes als Beweisstück vor, er selbst wurde in Nürnberg jedoch nicht angeklagt. Gerhard Maurer wurde in Krakau vor ein polnisches Gericht gestellt und am 6. Dezember 1951 zum Tode verurteilt. Am 2. April 1953 wurde er in Krakau hingerichtet.
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Paul Meinhardt
Die Angaben in dem PDF sind teilweise nicht richtig. Vgl. hierzu den im Internet zum Kauf verfügbaren Wehrpass von Meinhardt.


Johannes Nommensen
Am 22. Dezember 1909 in Sigumpar in Sumatra (Niederländisch-Indien) als Sohn des Missionars Jonathan Nommensen geboren. Dieser war seinem Vater Ludwig Ingwer Nommensen als Missionar nach Sumatra gefolgt. Auf Wunsch der Eltern wurde Johannes Nommensen 1920 zur Ausbildung nach Deutschland geschickt, wohnte bei Verwandten in Itzehoe und besuchte dort die Schule bis zur Untersekunda. Ab 1927/28 lebte er in einem Heim der Rheinischen Missionsgesellschaft und machte 1932 in Elberfeld das Abitur. Nach dem Medizinstudium in Marburg, Kiel und Tübingen arbeitete er als Arzt.

Am 1. November 1933 trat Nommensen der SS bei, auch sein Bruder war Mitglied der SS. Am 1. Mai 1937 wurde Johannes Nommensen Mitglied der NSDAP. Er heiratete am 23. Dezember 1938, ein Sohn wurde 1944 geboren. Nach seiner Promotion erhielt Nommensen 1939 eine Anstellung im Krankenhaus Neumünster. Über seinen Weg in den KL-Dienst liegen keine Informationen vor, auch die Stationen seiner Tätigkeit im KL sind nicht lückenlos nachzuzeichnen. Im Juli 1940 war Nommensen als Lagerarzt im KL Dachau und ab Herbst 1941 im KL Neuengamme - ehemalige Häftlinge berichten, er sei hier sogar Standortarzt gewesen. Im Prozess zu den Verbrechen im KL Neuengamme 1946 sagte der ehemalige SS-Sanitätsdienstgrad Wilhelm Bahr aus, Nommensen habe ihn angewiesen, sowjetische Häftlinge durch Injektionen mit Phenol zu töten. Nach seiner Tätigkeit im KL Neuengamme war Nommensen Lagerarzt im Frauen-KL Ravensbrück und im KL Sachsenhausen, in welchem Zeitraum, ist jedoch unklar. Ab 1. März 1944 arbeitete Nommensen im SS-Sanitätsamt und absolvierte einen Lehrgang in der SS-Führerschule in Braunschweig. Anschließend war er bis zum 1. September 1944 bei der Amtsgruppe D III (Sanitätswesen) des SS-Wirtschaftsverwaltungshauptamtes tätig. Nach einer Flak- Ausbildung in München vom 1. September 1944 bis 1. Januar 1945 wurde Nommensen zur SS-Flak-Abteilung in Regensburg, später zur Panzergrenadierdivision “Horst Wessel” der Waffen-SS versetzt, bei der er bis Kriegsende blieb. Sein letzter Dienstgrad war SS-Hauptsturmführer.

Nach dem Krieg wurde Nommensen von sowjetischen Truppen verhaftet und kam für neun Jahre in sowjetische Kriegsgefangenschaft. Deshalb konnte Nommensen im britischen Militärgerichtsverfahren zu den Verbrechen im KL Neuengamme nicht angeklagt werden, obwohl Zeugen ihn namentlich erwähnten. Nach seiner Rückkehr praktizierte er zunächst als Arzt im Lubinus-Klinikum in Kiel, ließ sich jedoch bald mit einer Praxis in Havetoft (Kreis Schleswig) nieder. Über seine Tätigkeit als Arzt im KL-Dienst wurde in der Familie nicht gesprochen. Am 2. März 1967 starb Johannes Nommensen in Kiel.
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Max Pauly
Am 1. Juni 1907 geboren, wuchs Max Pauly in Wesselburen in Dithmarschen auf, wo seine Eltern einen Gemischtwarenladen betrieben. Nach einer kaufmännischen Ausbildung übernahm er 1927 das Geschäft, das er 1936 seinem Bruder übergab. 1931 heiratete Pauly die ebenfalls in Wesselburen geborene Käte S., mit der er fünf Kinder hatte. Käte Pauly starb 1944.

Am 1. Dezember 1928 trat Max Pauly in die NSDAP und in die SA ein. Am 1. September 1930 wechselte er zur SS und übernahm die Führung des Sturmbanns I/53 in Rendsburg. In den folgenden Jahren wurde Max Pauly mindestens dreimal nach rechtsradikalen Anschlägen verhaftet. Wegen schweren Landfriedensbruchs verbrachte er 1932 sieben Monate in Haft, weil er an der Zerstörung eines Wahlkampfwagens der SPD beteiligt gewesen war.

Im November 1935 trat Pauly aus der Kirche aus. Im April 1936 hauptamtlich von der SS übernommen, ging er zusammen mit seiner Familie am 1. Januar 1937 als Führer der 71. Standarte nach Danzig. Er war inzwischen Obersturmbannführer und damit einer der ranghöchsten SS-Führer in Danzig. Nachdem Pauly im Sommer 1939 den 14. Lehrgang der SS-Führerschule Dachau absolviert hatte, erhielt er mit Kriegsbeginn den Auftrag, in Danzig Haftstätten einzurichten. Unter Paulys Leitung wurde Stutthof zentrales “Polizeihaftlager” für Pommern, Ost- und Westpreußen. Auch nachdem das Lager im Winter 1941/42 als KL der Inspektion der Konzentrationslager unterstellt worden war, blieb Pauly aufgrund seiner “Leistungen” dort der Kommandant.

Am 1. September 1942 wurde Max Pauly im Rahmen einer personellen Umstrukturierung im KL-System Kommandant im KL Neuengamme. Den größten Teil der Unterführer im Inneren Dienst ersetzte er durch alte Kameraden aus Wesselburen/Dithmarschen. Zu Beginn seiner Tätigkeit befanden sich 6000 Häftlinge im KL Neuengamme, im Januar 1945 im Stammlager und den 87 Außenlagern ca. 49000 Männer und Frauen. Die Todesrate stieg ständig an. Die meisten der im KL Neuengamme und den Außenlagern umgekommenen Männer und ab 1944 auch Frauen starben zwischen 1942 und 1945 durch gezielte Tötungsaktionen und infolge der schlechten Lebens- und Arbeitsbedingungen. Pauly dagegen behauptete nach dem Krieg, das Essen sei gut gewesen und die Gefangenen hätten regelmäßig heiße Bäder nehmen können.

Erst Anfang 1945 hatte er seine Kinder und seine Schwägerin, die sich nach dem Tod seiner Frau um die Kinder kümmerte, aus Danzig nach Neuengamme kommen lassen und mit ihnen das neu errichtete Kommandantenhaus auf dem Lagergelände bezogen. Im April brachte er seine Familie nach Wesselburen, wo er sie mit Lebensmitteln versorgte, die er den für skandinavische Häftlinge bestimmten Rote-Kreuz-Paketen entnommen hatte.

Am 30. April 1945 floh Pauly nach Flensburg. Im Herbst 1945 wurde er in Wesselburen verhaftet, nachdem KL-Überlebende die britischen Militärs dorthin geführt hatten. Im Hauptprozess zu den Verbrechen im KL Neuengamme im Hamburger Curio-Haus wurde Max Pauly vom britischen Militärgericht wegen der schlechten Ernährung und Unterbringung der Häftlinge angeklagt, auch für Mordaktionen wurde er verantwortlich gemacht. Seine Aussage, erst im November 1942 seinen Dienst im KL Neuengamme angetreten zu haben, diente der Entlastung von der Verantwortung für die Ermordung sowjetischer Kriegsgefangener im September 1942. Pauly behauptete, den Häftlingen einen “ordentlichen Tagesablauf” ermöglicht zu haben. Für die Opfer bei der Räumung des KL Neuengamme gab er die Verantwortung dem ehemaligen Höheren SS- und Polizeiführer Georg Henning Graf von Bassewitz- Behr, für den Mord an den Kindern am Bullenhuser Damm dem Chef des SS-Wirtschafts-Verwaltungshauptamtes, Oswald Pohl. Am 5. Mai 1946 wurde Max Pauly zum Tode verurteilt und am 7. Oktober 1946 in Hameln hingerichtet.
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Gerhard Poppenhagen
Geboren am 26. September 1909 in Hamburg, absolvierte nach der Mittleren Reife eine kaufmännische Lehre und übernahm 1930 bis zum Konkurs 1932 das Geschäft seines verstorbenen Vaters. Seit Mai 1932 NSDAP-Mitglied, trat er im September 1933 der SS bei.

Nach verschiedenen Anstellungen absolvierte Poppenhagen im September 1935 einen Lehrgang als Nachrichtenübermittler beim Geheimen Staatspolizeiamt in Berlin und wurde am 1. November 1935 Angestellter der Kriminalpolizei. Er war Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes (SD). Von der Staatspolizeistelle Breslau, bei der er von November 1935 bis November 1936 Dienst tat, ließ er sich nach Hamburg-Harburg zurückversetzen, um seine Mutter zu versorgen. Nach der Trennung von seiner Verlobten Inge S. heiratete Poppenhagen am 22. August 1939 Marie-Luise B., die er in Breslau kennen gelernt hatte. Im August 1939 wurde er zur Wehrmacht eingezogen. 1940 kam er als SS-Rottenführer ins KL Neuengamme. Bis 1943 war er als Fernschreiber im Stammlager tätig. Am 6. Mai 1943 wurde er in die Führerlaufbahn übernommen und zum Obersturmführer befördert. Nach einem Lehrgang auf der SS-Führerschule Bad Tölz übernahm er eine Wachkompanie im KL Neuengamme und wurde 1944 Leiter der Wachmannschaften. Im Juli 1944 ging Poppenhagen als Lagerleiter in das Männer- und Frauenaußenlager Helmstedt- Beendorf. Hier wurde er im Gegensatz zu seinem Stellvertreter Anton Brunken von den Häftlingen als human und gebildet empfunden. Poppenhagen bestritt nach Kriegsende, Gewalt gegen Häftlinge im Außenlager Helmstedt-Beendorf angewendet zu haben und gab an, nichts über entsprechende Taten seines Stellvertreters zu wissen. Im April 1945 wurde das Lager aufgelöst und die Häftlinge in das “Auffanglager” Wöbbelin transportiert. Poppenhagen begleitete diesen Transport als verantwortlicher SS-Mann.

Poppenhagen wurde nach seiner Haft im britischen Internierungslager Nr. 6 in Neuengamme in einem Militärgerichtsprozess zu den Verbrechen im Außenlager Helmstedt-Beendorf im Juli 1946 zu einer Freiheitsstrafe von 15 Jahren verurteilt. Für seine Tätigkeit als Leiter der Wachmannschaften im Stammlager wurde er nicht zur Rechenschaft gezogen. Nach seiner Entlassung lebte er in Hamburg. 1975 strengte die Staatsanwaltschaft Hamburg ein weiteres Ermittlungsverfahren gegen Poppenhagen wegen Tötungen im Außenlager Helmstedt-Beendorf an. Es wurde am 6. Januar 1977 eingestellt, da ihm keine unmittelbare Beteiligung an einem Mord nachgewiesen werden konnte.
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Johann Reese
Geboren am 5. Mai 1906 in Dellstedt/Dithmarschen als Sohn eines im Ersten Weltkrieg kriegsversehrten Landwirtes, wurde ebenfalls Landwirt. 1929 trat er in die SA ein. Mit einer Körpergröße von 1,87 Meter, hellblonden Haaren und blauen Augen entsprach er dem “rassischen” Ideal der SS, in die er 1931 eintrat. Er wurde Mitglied des SS-Sturmes 14/53, dessen Führer Max Pauly, der spätere Kommandant des KL Neuengamme, war.

Aus den Jahren zwischen 1931 bis 1942 ist lediglich bekannt, dass Reese 1938 heiratete. 1942 kam er als Wachmann ins KL Neuengamme. Max Pauly sagte am 2. April 1946 aus, dass er Reese 1943 wiedergesehen, “aus dem Wachdienst herausgenommen und als Blockführer eingesetzt” habe. Reese war einer der brutalsten SS-Männer im Schutzhaftlager. Gemeinsam mit dem SS-Mann Adolf Speck ertränkte er Häftlinge im Feuerlöschgraben, misshandelte Häftlinge und fungierte als Henker. 1946 sagte er vor Gericht aus, er habe die Erlaubnis zum Schlagen vom Schutzhaftlagerführer Lütkemeyer erhalten und nie ein Formular unterschreiben müssen, wonach ihm das Schlagen von Häftlingen untersagt gewesen sei. 1944 war Reese kurzzeitig in verschiedenen Außenlagern des KL Neuengamme eingesetzt und beaufsichtigte Häftlinge bei einem Bombenräumkommando in Hamburg. Nach einem Lazarettaufenthalt wurde er stellvertretender Kommandoführer des Außenlagers Bremen-Farge bis zu dessen Räumung am 9. April 1945. Die letzten Tage des Krieges verbrachte Reese im Stammlager Neuengamme, wo er mithalf, Lebensmittel zu verschieben, Dokumente zu vernichten und andere Spuren zu beseitigen.

Am 3. Mai 1946 wurde Reese im ersten Neuengamme- Prozess des britischen Militärgerichts zum Tode verurteilt und am 6. Oktober 1946 in Hameln hingerichtet.
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Ludwig Rehn
Der spätere Bergbauangestellte Ludwig Robert Rehn wurde am 7. Juli 1910 in Saarbrücken geboren. Nach Absolvierung der Volks- und Mittelschule begann der katholisch-gläubige Rehn eine Ausbildung zum Maschinenschlosser. Auf Grund von längerer Arbeitslosigkeit trat er im Juni 1936 der NSDAP bei. Aus der Ehe mit Elisabeth F. ging 1937 ein Sohn hervor.

Ludwig Rehn wurde nach eigenen Angaben am 3. September 1939 zur Waffen-SS eingezogen. Diese Rekrutierung erscheint allerdings unglaubwürdig, da er bereits seit April 1935 freiwillig in die Allgemeine SS eingetreten war und die Bezeichnung Waffen-SS erstmals im November 1939 offiziell Verwendung fand; im März 1940 wurde die Bezeichnung Waffen-SS „amtlich“ durch einen Geheimbefehl von Himmler. Zunächst diente er in der Leibstandarte “Adolf Hitler” bevor er im November 1939 zusammen mit einem Arbeitskommando nach Wewelsburg kommandiert wurde, um dort die SS-Schule aufzubauen. Anfang August 1942 kam Rehn nach Neuengamme als stellvertretender Arbeitseinsatzführer. Wahrscheinlich war diese Tätigkeit im Rang eines Ober- oder Hauptscharführers eine Vorbereitung für den anstehenden Lehrgang zum Untersturmführer. In einer Vernehmung am 6. März 1946 gab er zu Protokoll, dass er in Neuengamme für die Häftlingskartei und die Einteilung der Arbeitskommandos zuständig gewesen sei. Von Januar bis April 1943 besuchte er dann die Junkerschule in Braunschweig. Danach war er kurzzeitig im WVHA in Berlin im Amt D für den Arbeitseinsatz tätig.

Rehn war auch für eine kurze Zeit im KL Lublin stationiert, von wo er sich aber von Standartenführer Maurer vom WVHA versetzen ließ, da ihm in Lublin aufgefallen war, dass dort Menschen vergast werden. So kam er im Sommer 1943 zum KL Sachsenhausen, wiederum als Arbeitseinsatzführer. Hier blieb der Untersturmführer bis zur Räumung des Lagers im April 1945 (gemäß Dienstaltersliste der Waffen-SS vom Juli 1944, wurde Rehn dort erst im Oktober 1944 zum Untersturmführer ernannt). Zwischenzeitig war er 1944 für vier Monate in die SS-Verwaltungsschule in Arolsen geschickt worden. Rehn war beteiligt am Todesmarsch von mehr als 16.000 Häftlingen von Sachsenhausen über Below (wo die Häftlinge bei nasskalter Witterung mehrere Tage ausharren mussten) bis in den Raum Ludwigslust-Schwerin.
Nachdem Ludwig Rehn am 2. Mai 1945 in Grevesmühlen von einer britischen Einheit festgenommen worden war, brachte man ihn zunächst in das Internierungslager Neuengamme (CIC 6). Aus einer Aktennotiz der britischen Ermittler von 1946 geht hervor, dass offenbar die Absicht bestand, Rehn in einem weiteren Neuengamme-Prozess anzuklagen. Aber stattdessen wurde er im Juni 1946 an sowjetische Militärs ausgeliefert. Neuengamme war eines jener Lager, von wo aus derartige Überstellungen vorgenommen wurden.

Im Oktober 1947 wurde Rehn zusammen mit weiteren 15 Angehörigen des Kommandanturstabs Sachsenhausen in Berlin vor einem russischen Tribunal angeklagt. In diesem einwöchigen Kriegsverbrecherprozess wurde er zu lebenslanger Haft mit Zwangsarbeit in Workuta (Polarkreis) verurteilt. Eine Todesstrafe war nicht möglich, da diese zu diesem Zeitpunkt bereits abgeschafft worden war.

Rehn leugnete nach dem Krieg, nichts von den Massenerschießungen und auch nichts von dem ständig qualmenden Schornstein des Krematoriums in Sachsenhausen gewusst zu haben. Das allerdings widerspricht seiner Aussage im Sachsenhausen-Prozess. Auf die Frage des Staatsanwalts um was für ein Lager es sich bei Sachsenhausen gehandelt habe, antwortete Rehn wortkarg: Vernichtungslager. Und auch das gegen ihn verhängte Urteil der Sowjetunion wollte er nicht akzeptieren.

Im Januar 1956 wurde Ludwig Rehn nach Deutschland in Freiheit entlassen. Über seinen Entschädigungsantrag vom 30. September 1964, wegen seiner russischen Kriegsgefangenschaft, wurde positiv entschieden und er erhielt 2220 DM.

Rehn lebte nun wieder in Blittersdorf, in der Nähe zur französischen Grenze. Und obwohl weitere Ermittlungen gegen ihn eingeleitet worden sind, und er auch erneut angeklagt wurde, konnten ihm aus Mangel an Beweisen und Zeugen, keine weiteren Straftaten nachgewiesen werden.


Wilhelm Schitli
Geboren am 26. Juni 1912 in Osnabrück, lernte nach Abschluss der Mittelschule das Installateurhandwerk. Von 1928 bis August 1934 war er als Heizungsmonteur in Osnabrück angestellt.

Schitli trat am 1. März 1933 in die SS ein. Am 10. September 1934 kam er als Wachmann in das KL Esterwegen, im Juli 1936 wurde er dort Rapportführer. 1937 war Schitli mit dem Rang eines SS-Oberscharführers im KL Sachsenhausen tätig, wo er die Funktion des 2. Schutzhaftlagerführers übernahm. Vom 1. November 1940 bis 1942 war er 1. Schutzhaftlagerführer im KL Neuengamme, am 1. September wurde er zum SS-Hauptsturmführer befördert. Schitli war seit 1937 verheiratet und hatte zwei Kinder. Die Familie lebte in Bergedorf in der Adolf-Hitler-Straße 5 (heute: August-Bebel-Straße auf dem Gojenberg). Mitte Juli 1942 löste Schitli Martin Weiss in seiner Funktion als Kommandant des KL Arbeitsdorf in Fallersleben (Volkswagenwerk) ab. Das Lager wurde Anfang Oktober 1942 aufgelöst. Nach seiner Tätigkeit in Fallersleben wurde er als Kommandant eines Arbeitslagers für Juden, des SS-Truppenübungsplatzes “Debica” in Pustkow, später bekannt als “Heidelager”, eingesetzt. Danach wurde Wilhelm Schitli zum Höheren SS- und Polizeiführer (HSSPF) Ostland nach Riga versetzt. 1944 kam er zur Amtsgruppe D des SS-Wirtschaftsverwaltungshauptamtes (Inspektion der Konzentrationslager) und nach kurzer Zeit ins SS-Führungshauptamt. Im November 1944 wurde Schitli zur 20. SS-Waffen-Grenadier-Division versetzt.

Wilhelm Schitli blieb nach 1945 verschollen. Seine Ehefrau wohnte seit 1943 mit den beiden 1940 und 1943 geborenen Kindern mindestens bis 1947 bei einer Familie in Bergedorf, ihr Mann galt als gefallen. In den 1960er Jahren ermittelte die Staatsanwaltschaft Düsseldorf wegen Verbrechen im KL Sachsenhausen. Die Ermittlungen gegen Wilhelm Schitli wurden als ergebnislos wieder eingestellt.
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Vinzenz Schöttl
Geboren am 30. Juni 1905 in Appersdorf in Bayern, war Vinzenz Schöttl seit 1928 verheiratet und hatte fünf Kinder. Von Beruf war er Bürodiener und Kassierer. Seine Mitgliedschaft in der NSDAP seit 1928 verlief zunächst wechselhaft und wurde offiziell auf den 1. Februar 1931 datiert. Am 1. Januar 1931 wurde er auch Mitglied der Allgemeinen SS.

Am 30. Januar 1933 kam Schöttl zu den SS-Wachmannschaften im KL Dachau, wo er Martin Weiss kennen lernte, mit dem er in seiner weiteren Laufbahn mehrmals zusammenarbeitete. In Dachau war Schöttl in verschiedenen Fällen an schweren Misshandlungen von Häftlingen beteiligt. Ab Juli 1937 war er als Hausleiter im Zentralwanderhof Herzogsägmühle beschäftigt. Zwischen 1936 und 1945 war dies ein Modellprojekt der “Zwangsfürsorge”, mit der der Landesverband für Wander- und Heimatdienst Bayern (LVW) zur Erfassung, Verfolgung und Vernichtung von als “asozial” stigmatisierten Menschen beitrug. Auch nach seiner Zeit in Herzogsägmühle hielt Schöttl in zahlreichen Briefen Kontakt zum LVW. Am 11. September 1938 wurde er zum Untersturmführer befördert. Im Frühjahr 1940 kam er als Zugführer zur Nachrichtenabteilung der SS-Totenkopfstandarten nach Lublin, danach zum Wachsturmbann Oranienburg. Ab Juni 1940 wurde er zu den Wachtruppen des KL Neuengamme versetzt. 1942 wurde Vinzenz Schöttl dort Adjutant des Kommandanten Martin Weiss, den er bereits aus der Zeit im KL Dachau kannte. Als Zeugnisse seiner Zeit in Neuengamme liegen nur SS-Dokumente und Briefe Schöttls vor, die er an seine ehemaligen Vorgesetzten schrieb. Nach dieser Station ist die weitere SS-Laufbahn Schöttls unklar, nach einigen Aussagen wurde er wieder ins KL Dachau versetzt. Belegt ist, dass er 1944 Lagerführer im KL Auschwitz III - Monowitz (Buna-Werke) war. Vom 3. Februar bis 16. April 1945 war Schöttl stellvertretender Leiter eines der Dachauer Außenlager in Landsberg-Kaufering. Nach der Räumung des Lagers flüchtete er und schloss sich bei Weilheim der 5. SS-Panzergrenadier-Division “Wiking” an. In Bad Aibling wurde Schöttl von der US-Armee verhaftet.

Im ersten US-amerikanischen Militärgerichtsprozess in Dachau wurde Vinzenz Schöttl wegen im KL Dachau und den Außenlagern begangener Verbrechen angeklagt. Er berief sich darauf, nur Befehle ausgeführt zu haben. Mit weiteren 34 Verantwortlichen des KL Dachau, unter anderem dem letzten Kommandanten Martin Weiss, wurde er am 13. Dezember 1945 zum Tode verurteilt und am 29. Mai 1946 in Landsberg am Lech hingerichtet.
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Kuno Schramm
Geboren am 11. Mai 1905 in Zella-St. Blasi/Thüringen, erlernte Kuno Schramm in der Werkstatt seines Vaters den Beruf des Automechanikers, musste diesen aber aus gesundheitlichen Gründen aufgeben. Er besuchte die Handelsschule und schloss eine Lehre als Kaufmann ab. Er gab später als Beruf Lagerist an, Ende 1930 wurde er arbeitslos.

Am 1. Mai 1933 trat Kuno Schramm in die NSDAP und die SS ein und kam als Wachmann in das KL Dachau. Er arbeitete dort in der Kleiderkammer und in der Postzensurstelle. Von Juni 1935 bis Mitte 1937 war er Schreiber in der Politischen Abteilung, anschließend Schreiber in der Abteilung III (Schutzhaftlager und Arbeitseinsatz). Am 1. Mai 1940 war er im KL Dachau sechs Wochen lang als Adjutant tätig, anschließend als Leiter der Postzensurstelle und der Waffenkammer. Von Mai bis September 1941 wurde er als Adjutant ins KL Gross Rosen versetzt. Von September 1941 bis August 1942 tat Schramm Dienst als Arbeitseinsatzführer im KL Lublin-Majdanek. Anschließend wurde er als Wirtschaftsfachmann zum Höheren SS- und Polizeiführer in Krakau abgeordnet. Im Dezember 1942 heiratete Kuno Schramm Friederike S., das Paar hatte einen Sohn. Zum 1. April 1943 wurde der zum Obersturmführer beförderte Schramm zum SS-Wirtschaftsverwaltungshauptamt, Amtsgruppe DII, versetzt. Ab Juli 1943 wurde Kuno Schramm Arbeitseinsatzführer im KL Neuengamme. Sein Spitzname war “Ritter Kuno”. Er nutzte seine Funktion, um von Häftlingen Schmuck und andere Gegenstände zu erpressen, und war als gewalttätig bekannt. 1944 wurde Schramm als Arbeitseinsatzführer erneut ins KL Dachau versetzt. Im November wurde er nach einer Ausbildung als Kraftfahrer als SS-Panzergrenadier zum Ersatzbataillon 18 in Nienburg/Weser versetzt. Weitere Informationen über Kuno Schramm liegen bisher nicht vor.
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Otto Söldner
Geboren 1895 in Oberfranken als Sohn eines Gymnasiallehrers, schloss seine Schulausbildung mit Abitur ab. 1914 meldete er sich freiwillig zum Militär und nahm am Ersten Weltkrieg teil, zuletzt als Offizier. 1919 beteiligte er sich an Freikorps-Kämpfen in Berlin und gegen die Räterepublik München, anschließend diente er noch ein Jahr in der Reichswehr und kam bei inneren Unruhen in Thüringen und im Vogtland zum Einsatz. Ab 1920 arbeitete Söldner in Bamberg in zwei Metallbetrieben als Praktikant. 1923 ging er eine Ehe ein, aus der zwei Kinder hervorgingen. Die Frau brachte einen landwirtschaftlichen Betrieb in die Ehe mit. “Landwirt auf eigenem Grund und Boden” nannte Söldner seinen Berufsstatus der folgenden vier Jahre in seinem Lebenslauf. Damit war es vorbei, als es 1927 zur Scheidung kam. Anschließend war er Vertreter verschiedener Firmen in Nürnberg. Seit seiner Entlassung aus der Reichwehr 1920 engagierte sich Söldner in seiner Freizeit als Führer und Ausbilder in den rechtsradikalen militanten Organisationen “Wikingbund” und “Stahlhelm-Bund der Frontsoldaten”. Der Wikingbund war übrigens eine Nachfolgeorganisation des Freikorps “Brigade Ehrhardt” und wurde 1927 in Deutschland verboten. In diesem Jahr trat Söldner in die SA ein.

Ab 1.5.1933 war er stellvertretender Schulleiter einer Wehrsportschule des von der Reichswehr initiierten und dann von der SA geführten Reichskuratoriums für Jugendertüchtigung. Dessen Bedienstete wurden aus Steuermitteln entlohnt. 1936 trat Söldner zur SS über. 1938 war er Hundertschaftsführer der KL-Wachmannschaft in Buchenwald, anschließend leitete er die Poststelle im KL Flossenbürg bei Passau. Von Januar 1940 bis Januar 1941 war er stellvertretender Lagerdirektor des KL Ravensbrück, anschließend fungierte er dort als Adjutant bis August 1941. Danach hatte er im KL Neuengamme als “Schutzhaftlagerführer E” den Arbeitseinsatz der Häftlinge zu regeln. Diese Position wurde 1942 in “Arbeitseinsatzführer” umbenannt. Otto Söldner starb in Folge einer Verwundung am 9.7.1943.
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Adolf Speck
Geboren am 14. Oktober 1911 in Kiel als Sohn eines Landarbeiters, arbeitete als Landarbeiter ohne Berufsausbildung und als Straßenbauarbeiter. 1931 heiratete er Margaret P. Zwischen Mai 1935 und August 1944 kamen neun Kinder zur Welt. 1932 war Speck arbeitslos und trat in die SA ein.

Speck bewarb sich 1939 bei der Schutzpolizei und kam nach einer Ausbildung bei der Polizeidivision in der Hanseaten- Kaserne in Itzehoe im Juni 1940 zur SS. Vor Gericht behauptete Speck 1946, er sei gegen seinen Willen zur SS eingezogen worden. 1940 gab es jedoch noch keine Dienstversetzungen von der Polizei zur SS. Speck kam an die Ostfront und wurde 1942/43 in die Niederlande versetzt, da er “kinderreich” war und drei seiner Brüder bereits gefallen waren. Ende Juli/Anfang August 1943 wurde Specks Gesuch um Verwendung bei der Hamburger Schutzpolizei abgelehnt; er erhielt eine Einberufung als Wachmann im KL Neuengamme. Nach zwei Wochen Wachdienst arbeitete er als Blockführer und später als Kommandoführer des Arbeitskommandos Klinkerwerk. Ab Januar 1944 bis Ende April 1945 war Speck Kommandoführer des Arbeitskommandos Metallwerke. Das Kommando errichtete die Hallen des Rüstungsbetriebes Walther. Unter den Häftlingen war Speck als “Mörder von der Fertigungsstelle” bekannt und gefürchtet. Vor Gericht gab Speck 1946 an, eine offizielle Anweisung zum Schlagen der Häftlinge von Schutzhaftlagerführer Lütkemeyer erhalten zu haben. Er sei außerdem den Befehlen des Kommandanten Pauly und der Schutzhaftlagerführer gefolgt, die ihn sonst wegen mangelnder Strenge den Häftlingen gegenüber inhaftiert hätten. Adolf Speck war auch an der Mordaktion in der Nacht vom 20. auf den 21. April 1945 beteiligt, bei der im Schulgebäude im Bullenhuser Damm 20 Kinder, ihre vier Betreuer und 24 sowjetische Kriegsgefangene umgebracht wurden. An den Kindern waren im KL Neuengamme von dem Arzt Dr. Kurt Heißmeyer medizinische Versuche durchgeführt worden. Bei der Räumung des Hauptlagers begleitete Speck einen Transport von 250 Häftlingen nach Flensburg. Hier wollte er sich bei der SS-Leitstelle melden. Da diese bereits aufgelöst war, meldete er sich bei der Schutzpolizei und erhielt ein Soldbuch. Er wechselte seine SS-Uniform gegen ein Hemd der Schutzpolizei.

Adolf Speck wurde im ersten Neuengamme-Prozess des britischen Militärgerichts am 3. Mai 1946 zum Tode verurteilt und am 6. Oktober 1946 in Hameln hingerichtet.
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Arnold Strippel
Geboren am 2. Juni 1911 in Unshausen/Hessen, arbeitete nach einer Ausbildung als Zimmermann, ab 1930 im landwirtschaftlichen Betrieb der Eltern. Strippel heiratete 1940, 1943 wurde ein Sohn geboren.

Im Frühjahr 1934 trat Strippel der SS bei und wurde Wachmann im KL Sachsenburg. Am 1. Mai 1937 trat er in die NSDAP ein. 1938 begann er seinen Dienst als Rapportführer im KL Buchenwald. Bis 1944 war Strippel in weiteren Konzentrationslagern eingesetzt: Natzweiler, Majdanek, Ravensbrück (als Leiter des Außenlagers Peenemünde-Karlshagen II) und Vught in den Niederlanden (als Schutzhaftlagerführer). Im Mai 1944 kam Strippel, zum SS-Obersturmführer befördert, ins KL Neuengamme. Er übernahm die Leitung des Außenlagers Salzgitter-Drütte und wurde Stützpunktleiter in Braunschweig. Anfang 1945 wurde er Stützpunktleiter in Hamburg und Leiter des Außenlagers Hammerbrook in der Spaldingstraße. Strippel war maßgeblich an den Morden im ehemaligen Außenlager Hamburg-Rothenburgsort am Bullenhuser Damm am 20. April 1945 beteiligt: Als Stützpunktleiter unterstanden ihm die SS-Männer, die in einem Schulgebäude 20 jüdische Kinder, ihre vier Betreuer und 24 sowjetische Kriegsgefangene, erhängten. Mehrere ehemalige SS-Männer sagten nach 1945 aus, Strippel sei auch persönlich anwesend gewesen und habe bei den Morden eine verantwortliche Rolle gespielt.

Nach Kriegsende tauchte Arnold Strippel unter, erst 1948 stellte er sich den Behörden und kam ins Internierungslager Darmstadt. Von einem Spruchgericht wurde Strippel als Mitläufer eingestuft und entlassen. Ende 1948 wurde Strippel von einem ehemaligen Häftling des KL Buchenwald in Frankfurt am Main auf der Straße erkannt und angezeigt. 1949 verurteilte ihn das Landgericht Frankfurt wegen gemeinschaftlich begangenen Mordes an 21 Häftlingen im KL Buchenwald zu lebenslangem Zuchthaus. Er kam in die Haftanstalt Butzbach (Hessen).

1964 eröffnete die Staatsanwaltschaft Hamburg ein Ermittlungsverfahren gegen Strippel wegen der Morde am Bullenhuser Damm. Der Staatsanwalt Dr. Helmut Münzberg erkannte zwar auf Mord, stellte das Verfahren gegen Strippel jedoch wegen angeblichen Mangels an Beweisen 1967 ein.

Strippel wurde am 21. April 1969 aus der Haft entlassen. Nach einer Gesetzesänderung von 1968 strengte Strippel eine Wiederaufnahme des Verfahrens an: Seine Verantwortung für die Morde im KL Buchenwald wurden nun nur noch als Beihilfe zum Mord ohne eigene niedrige Beweggründe gewertet und die 1949 verhängte Strafe von lebenslänglicher Haft auf sechs Jahre Haft herabgesetzt. Strippel stand damit eine Entschädigung für die “zu viel” verbüßte Haft zu. Unter Anrechnung der Internierungshaft, der Untersuchungshaft und der im Zuchthaus verbrachten Haft erhielt er 121477,92 DM. Strippel arbeitete bis zu seiner Verrentung 1976 als kaufmännischer Angestellter in Frankfurt am Main. Ein weiteres Ermittlungsverfahren zu den Morden am Bullenhuser Damm durch die Staatsanwaltschaft Hamburg 1973 wurde noch im selben Jahr wieder eingestellt.

Von 1975 bis 1981 fand vor dem Landgericht Düsseldorf ein Prozess gegen 15 SS-Angehörige des KL Lublin-Majdanek statt, in dem zwischen 1941 und 1944 mehr als 250000 Menschen getötet worden waren. Auch Arnold Strippel, der im KL Lublin-Majdanek 2. Schutzhaftlagerführer gewesen war, wurde angeklagt und wegen Beihilfe zum Mord zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt. Aus gesundheitlichen Gründen erhielt er Haftverschonung. 1982 wurde ein weiteres Ermittlungsverfahren gegen ihn zu den Verbrechen im KL Vught, nach jahrelanger Verschleppung durch deutsche Staatsanwaltschaften, eingestellt.

1979 wurde das Ermittlungsverfahren gegen Strippel in Hamburg wieder aufgenommen, Angehörige der am Bullenhuser Damm Ermordeten traten dem Verfahren als Nebenkläger bei. Erst 1983 erhob die Staatsanwaltschaft Anklage gegen Arnold Strippel wegen Mordes. Aufgrund “andauernder Verhandlungsunfähigkeit” des Angeklagten wurde das Verfahren jedoch 1987 eingestellt. Arnold Strippel starb am 1. Mai 1994 in Frankfurt am Main.
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Wilhelm Thedrian
Geboren am 19. März 1891 in Hamburg als Sohn eines Schrotthändlers, ergriff nach der Volksschule den Beruf des Vaters.

Thedrian wurde am 25. August 1944 zum 10. Landesschützenbataillon nach Wolterdingen eingezogen. Nach zwei Wochen wurde Thedrian von der Wehrmacht in den KL-Dienst versetzt und kam in das Außenlager Hannover-Misburg des KL Neuengamme. Im November 1944 begleitete er einen Sammeltransport mit kranken Häftlingen aus den Hannoveraner Außenlagern Misburg und Stöcken ins Stammlager Neuengamme. Am 19. Januar 1945 wurde Thedrian von der SS als Wachmann im Stammlager übernommen. Bei der Räumung des KL Neuengamme im April 1945 begleitete er einen Krankentransport mit über 3000 Häftlingen, dessen Ziel das KL Bergen-Belsen war. Auf der Flucht vor den alliierten Truppen wurde der Transport zu einer Irrfahrt durch Norddeutschland, die schließlich nach mehren Tagen im “Auffanglager” Sandbostel endete. Wilhelm Thedrian war dem Transport als Wachmann zugeteilt und für einen Waggon, in dem sich über 60 Häftlinge befanden, zuständig. Wegen ihres schlechten Gesundheitszustandes und der katastrophalen hygienischen Bedingungen auf dem Transport starben zahlreiche Häftlinge. Auch Misshandlungen und Erschießungen wurden von als Sanitätern eingesetzten Häftlingen beobachtet, die die Leichen auf Anweisung der Wachmannschaften aus den Waggons werfen und in einen gesonderten “Leichenwaggon” bringen mussten.

Am 11. Oktober 1945 wurde Wilhelm Thedrian verhaftet. Bis zum 11. April 1947 war er im britischen Internierungslager Nr. 6 im ehemaligen KL Neuengamme inhaftiert. Anschließend arbeitete er als Lumpensammler. Am 22. Juni 1947 wurde er erneut verhaftet und von den ehemaligen Häftlingen Robert Heins und Willi Hartung, die ihn angezeigt hatten, identifiziert. Daraufhin ermittelte die Staatsanwaltschaft Hamburg und nahm Thedrian in Untersuchungshaft. Auf Beschluss des Landgerichts Hamburg wurde Thedrian 1948 wieder freigelassen. In der Begründung wurden die Aussagen der ehemaligen KL-Häftlinge abgewertet und als unglaubwürdig dargestellt. Demgegenüber wurden Thedrians Leben bis 1944 und sein Verhalten nach Kriegsende positiv herausgestellt. Indizien besagten, dass unter den Opfern auch ausländische Häftlinge, u. a. ein Franzose, waren. Für einen Prozess war nach dem im Oktober 1945 erlassenen Kontrollratsgesetz Nr. 4 in diesem Fall ein französisches Gericht zuständig. Deshalb erfolgte im September 1949 Thedrians Auslieferung an die französische Militärregierung. Am 17. Januar 1950 wurde Wilhelm Thedrian nach Kontrollratsgesetz
Nr. 10, Verordnung Nr. 176 und §233ff. des französischen Strafgesetzbuches vom französischen Militärgericht in Reutlingen zu 30 Monaten Haft und 200 DM Geldstrafe verurteilt, wobei die bereits verbüßte Untersuchungshaft angerechnet wurde. Weiteres ist über Thedrian nicht bekannt.
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Anton Thumann
Geboren am 31. Oktober 1912 in Pfaffenhofen/Ilm, erlernte das Schreinerhandwerk. Sein Vater kehrte als Vermisster nicht aus dem Ersten Weltkrieg zurück. Nach der Ausbildung war Thumann von 1928 bis 1932 arbeitslos. Am 1. April 1932 trat er in die SS ein.

Am 1. Mai 1933 wurde Anton Thumann NSDAP-Mitglied. 1933 wurde er als Wachmann im KL-Dienst in Dachau eingesetzt, später war er hier Blockführer und Mitarbeiter in der Schreibstube. Seit August 1939 war er verheiratet und hatte eine Tochter. Seine Familie lebte in Dachau. Während Thumanns Dienst in den Konzentrationslagern Gross Rosen, Lublin-Majdanek und Neuengamme besuchte ihn seine Frau mit der Tochter jeweils für längere Zeit. Im Dezember 1940 wurde Thumann ins KL Gross Rosen versetzt und dort am 1. Mai 1941 zum 1. Schutzhaftlagerführer ernannt. Im Mai 1943 trat er in gleicher Funktion seinen Dienst im KL
Lublin-Majdanek an. Laut Dienstleistungszeugnis vom 10. Februar 1943 “versah seinen Dienst zur größten Zufriedenheit in gewissenhafter, verantwortungsbewusster und unermüdlicher Weise”. Ein wegen eines Diebstahls aus der Effektenkammer des KL Lublin-Majdanek angestrengtes SS- und Polizeigerichtsverfahren gegen Thumann wurde am 5. Juli 1944 auf Weisung Heinrich Himmlers eingestellt. Thumann war bereits am 16. April als 1. Schutzhaftlagerführer ins KL Neuengamme versetzt worden. Kommandant Max Pauly beurteilte seinen Stellvertreter nach sechs Monaten: “Irgendwelche besonderen Neigungen oder Schwächen sind nicht bekannt. … In seiner Dienststellung … ist er hart, aber gerecht. Störend macht sich lediglich bei ihm bemerkbar, daß er etwas zu einseitig KL-mäßig ausgebildet ist. … Als alter SS-Mann und Parteigenosse ist er weltanschaulich gefestigt.“

Von Überlebenden wurde Anton Thumann vor dem Hauptprozess des britischen Militärgerichts zu Verbrechen im KL Neuengamme 1946 als “einer der rohesten und brutalsten Lagerführer” bezeichnet, der “bei der geringsten Gelegenheit” die Häftlinge “schlug und mißhandelte”. Noch am 21. und 23. April 1945 führte Anton Thumann die Exekution von 13 Frauen und 58 Männern durch, die die Gestapo aus dem Polizeigefängnis in Hamburg-Fuhlsbüttel ins KL Neuengamme hatte bringen lassen.

Am Spätnachmittag des 2. Mai 1945 verließ Anton Thumann das Stammlager Neuengamme und schloss sich einer Wehrmachtseinheit an. In Rendsburg wurde er von ehemaligen Häftlingen erkannt und verhaftet. Am 3. Mai 1946 wurde Anton Thumann im Hauptprozess vor dem britischen Militärgericht für im KL Neuengamme verübte Verbrechen zum Tode verurteilt und am 8. Oktober 1946 in Hameln hingerichtet.
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Otto Thümmel
Geboren am 10. Oktober 1896 in Braunschweig, meldete sich 1914 an die Front, war Reserveoffizier an der Westfront und verließ das Militär nachdem er im Ersten Weltkrieg zweimal verwundet worden war. Er trat 1932 in die NSDAP ein; er selbst gab nach 1945 an, 1932 auch in die SS eingetreten zu sein. Über seine familiären Verhältnisse ist nichts bekannt.

Thümmel wurde nach Kriegsbeginn zur Wehrmacht eingezogen und während der Zeit an der Front zum Hauptmann befördert. Im Frühjahr 1944 wurde er zum KL-Dienst abkommandiert und im Wachbataillon Sachsenhausen ausgebildet. Auf eigenen Wunsch wurde er ins KL Neuengamme versetzt. Hier trug er die Uniform der Waffen-SS mit dem Rang eines Hauptsturmführers. Thümmel sollte Werkstätten und Arbeitsräume im KL Neuengamme inspizieren. Im September 1944 wurde er als Lagerleiter in das Außenlager Wilhelmshaven (Alter Banterweg) versetzt. Hier mussten etwa 1200 Häftlinge für die Deutsche Kriegsmarine Werft- und Aufräumarbeiten verrichten. Thümmel wurde von ehemaligen Häftlingen als “menschlich” beschrieben, im Gegensatz zu seinem Nachfolger, Rudolf Günther. Er überwachte die Rationierungen und inspizierte das Lager. Gewaltanwendungen durch ihn sind nicht bezeugt. Kapos durften weder Stöcke noch andere Gegenstände zum Schlagen tragen. Nach eigenen Aussagen habe er das Lager so ausgerüstet, wie er sein Bataillon bei der Wehrmacht ausgerüstet hätte - er beschaffte nach Aussagen Überlebender Kleidung, veranlasste eine ausgelagerte Krankenversorgung in Wilhelmshaven und verfügte, dass alle Häftlinge als arbeitend gemeldet werden sollten, damit größere Rationen Nahrung für die Kranken berechnet würden. Es kam zu einer Beschwerde, da Thümmel sich weigerte, Häftlinge zu Bombenaufräumarbeiten zu schicken. Er hielt sich jedoch auch ohne Zögern an Befehle aus dem Stammlager Neuengamme: Die Exekution eines wegen angeblicher Sabotage zum Tode verurteilten Häftlings führte er nach militärischen Regeln durch.

Nach einer Inspektion am 30. Oktober 1944 durch den Kommandanten des KL Neuengamme, Pauly, wurde Thümmel aus Wilhelmshaven versetzt. Bereits während seiner Dienstzeit in Wilhelmshaven war Thümmel als Vertreter des KL Neuengamme in Verhandlungen mit der Werft Blohm & Voss über den dortigen Einsatz von KL-Häftlingen aufgetreten. Nach einer kurzen Zeit im Stammlager wurde er Lagerleiter im Außenlager Meppen-Versen. Am 24. Dezember 1944 wurde Thümmel nach eigenen Aussagen ins Außenlager Salzgitter-Drütte “strafversetzt” - über die näheren Umstände ist nichts bekannt. Anschließend wurde er für zwei Wochen als Lagerleiter nach Hildesheim beordert. Nach der Auflösung dieses Außenlagers, im März 1945, unterstand Thümmel dem Stützpunktleiter Klebeck in Hannover. In dieser Zeit war er auch Lagerführer des Außenlagers Hannover-Limmer und vertrat Klebeck für einige Tage als Leiter des Außenlagers Hannover-Stöcken. Thümmel trat im Auftrag Paulys und Klebecks als Organisator verschiedener Räumungstransporte, unter anderem auf die Schiffe “Athen” und “Cap Arcona” in der Lübecker Bucht, in Erscheinung. Im April 1945 wurde Thümmel mit Klebeck und dem Leiter des Außenlagers Salzgitter-Drütte, Theodor Breuing, wegen Befehlsverweigerung im KL Neuengamme vor ein SS-und Polizeigericht gestellt - die drei hatten sich in einem Gasthaus betrunken, anstatt ins Stammlager zurückzukehren. Klebeck und Thümmel wurden freigesprochen, Breuing dagegen zum Tode verurteilt und am 24. April 1945 hingerichtet.

Im britischen Militärgerichtsprozess zu den Verbrechen im Außenlager Alter Banterweg wurde Thümmel am 6. März 1947 zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt. Nach seiner vorzeitigen Entlassung 1950 lebte er als Landwirt und Geflügelzüchter in Hollingstedt im Kreis Schleswig. 1963 wurde gegen Thümmel und Kurt Klebeck wegen Anstiftung zum Mord während der Auflösung des Außenlagers Hannover-Stöcken ermittelt. Das Verfahren wurde eingestellt, da ihnen die Tat nicht nachgewiesen werden konnte.
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Karl Totzauer
Am 15. Juni 1909 in Idritsch im Sudentenland geboren, absolvierte Karl Totzauer nach dem Abitur die deutschsprachige Handelsakademie in Pilsen und eine Lehre als Kaufmann. Er beherrschte Englisch, Französisch, Tschechisch und Slowakisch und arbeitete als Auslandskorrespondent. Totzauer war Mitglied der Sudetendeutschen Partei.

Seit dem 5. September 1937 war Karl Totzauer verheiratet. Seit November 1938 Mitglied der NSDAP, trat er im Februar 1939 der SS bei. Nach verschiedenen Stationen in SS-Totenkopfstandarten kam er im Juni 1940 zunächst als Wachmann, ab 1. Januar 1942 als Schreiber, Dolmetscher und Gerichtssachbearbeiter zum Kommandanturstab des KL Neuengamme. Von Januar bis März 1943 absolvierte Totzauer im KL Dachau den Vorbereitungslehrgang für SS-Führer, dann den 2. Zugführerlehrgang in der SS-Junkerschule Braunschweig. Im Mai 1943 wurde er Adjutant des Lagerkommandanten Max Pauly in Neuengamme. Dieser beurteilte am 12. August 1944 Totzauers “Allgemeinkenntnisse weit über dem Durchschnitt. … Auch als SS-Gerichtsführer zeigt er klares Urteilsvermögen und Beherrschung des Stoffgebietes. … Er war früher in der deutschen Volkstumsbewegung in der Tschechoslowakei und war Mitglied der Sudetendeutschen Partei. … In weltanschaulicher Hinsicht ist Totzauer der richtige Typ eines alten fanatischen SS-Führers. Für seinen Führer zu leben und zu sterben ist der Inbegriff seines ganzen Handelns.” Der Adjutant war als Gerichtsführer im Auftrag des Höheren SS- und Polizeiführers für die Vorbereitung von Verfahren vor dem SS- und Polizeigericht zuständig und hatte maßgeblichen Einfluss auf die Urteile. Zusätzlich bestätigte er nach internen “Ermittlungen” die Rechtmäßigkeit der Exekutionen von Häftlingen. Im April 1945 organisierte Totzauer auf Befehl der Amtsgruppe D des SS-Wirtschaftsverwaltungshauptamtes die Verbrennung sämtlicher Akten des KL Neuengamme, der Namenslisten und Totenscheine und der Akten der Hamburger Gestapo im Krematorium des KL Neuengamme.

Totzauer verließ das Hauptlager am Abend des 2. Mai 1945, um in Wesselburen Max Pauly zu treffen. Mitte Mai wurde er in Rendsburg verhaftet und in das britische Internierungslager in Neumünster gebracht. Totzauer war einer der drei Angeklagten im britischen Hauptprozess zu den Verbrechen im KL Neuengamme vom 18. März bis 3. Mai 1946, die nicht zum Tode verurteilt wurden: Er erhielt eine Haftstrafe von 20 Jahren, wurde jedoch bereits am 17. September 1958 aus der Strafanstalt in Werl entlassen und zog zu seinem Bruder nach München. 1982 sagte er im Verfahren gegen den ehemaligen Kommandanten des Frauenaußenlagers Hamburg-Eidelstedt, Walter Kümmel, wegen des Mordes an zwei Neugeborenen als Zeuge aus. Weitere Informationen zu Karl Totzauer liegen nicht vor.
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Alfred Trzebinski
Geboren am 29. August 1902 in Jotruschin bei Posen als Sohn eines Gymnasiallehrers, absolvierte sein Medizinstudium in Greifswald. Nach der Promotion erfolgte 1928 die Approbation als Landarzt in Mühlberg/Elbe. 1932 trat er der SS und 1933 der NSDAP bei. 1933 heiratete er seine ehemalige Studienkollegin Käthe T., das Paar hatte eine Tochter.

1938 wurde Trzebinski ehrenamtlicher Führer der Sanitätsstaffel der 91. SS-Standarte in Torgau/Elbe. 1939 erfolgte die Einberufung zur Wehrmacht, im Mai 1941 wechselte er zur Waffen-SS und kam als Lagerarzt in das SS-Krankenrevier im KL Auschwitz. Im September 1941 wurde er nach Lublin versetzt, ab April 1942 war er 1. Lagerarzt des “Kriegsgefangenenlagers der Waffen-SS” Majdanek. Vor Gericht gab Trzebinski 1945 an, am 2. August 1943 den Dienst als SS-Standortarzt im KL Neuengamme angetreten zu haben. Er behauptete, dort nicht an der Tötung von Häftlingen durch Injektionen im Sommer 1943 beteiligt gewesen zu sein. Tatsächlich war Trzebinski nach der Genesung von einer Flecktyphusinfektion bereits am 20. Februar 1943 ins KL Neuengamme versetzt worden. Als Standortarzt unterstanden ihm die Ärzte im KL Neuengamme, er war informiert über die Zustände im Krankenrevier, außerdem mitverantwortlich für medizinische Versuche an Häftlingen und die Morde in der Schule am Bullenhuser Damm am 20./21. April 1945. Sein letzter Dienstgrad war SS-Hauptsturmführer.

Alfred Trzebinski tauchte bei seiner Familie unter. Am 1. Februar 1946 wurde er verhaftet und im Hauptprozess vor dem britischen Militärgericht zu den Verbrechen im KL Neuengamme als verantwortlicher Standortarzt angeklagt. Er wies eine Mitschuld an Verbrechen zurück. Am 3. Mai 1946 wurde Trzebinski zum Tode verurteilt und am 7. Oktober 1946 in Hameln hingerichtet. Nach dem “Excecution report” sollen seine letzten Worte gewesen sein: “Herr vergib ihnen, denn sie wissen nicht was sie tun!”
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Karl Truschel
Geboren am 8. Oktober 1894 in Schaaken/Ostpreußen, war Schneider und Kaufmann. Er betrieb in Immensen einen Kolonialwarenladen, war seit 1921 verheiratet und hatte einen Sohn. Am 26. August 1929 trat er in die Reichswehr ein, 1940 wurde er als Unteroffizier aus der Wehrmacht entlassen. Er war seit 1. Mai 1937 Mitglied der NSDAP und der Deutschen Arbeitsfront. Über die Jahre zwischen 1940 und 1942 ist nichts bekannt, auch Truschels mögliche Zugehörigkeit zur SS konnte bisher nicht belegt werden.

Am 26. Februar 1942 wurde Truschel zur Waffen-SS eingezogen und zur 3. Wachkompanie im KL Neuengamme versetzt. In dieser Zeit hatte er den Rang eines Unterscharführers; über spätere Beförderungen Truschels liegen keine Informationen vor. Im Oktober 1943 kam er als Wachmann in das Außenlager Bremen-Farge, im Juli 1944 zum Einsatz in das Außenlager Schandelah. Ab Oktober 1944 war er Stellvertreter des Lagerleiters Friedrich Ebsen und damit auch Leiter der Wachmannschaften. Truschel betrieb im Lager einen Handel mit Zigaretten. Unter den Häftlingen war er als brutal bekannt - sein Auftreten trug ihm den Spitznamen “Totschläger” ein. “Ich war verbal sehr streng und hatte einen militärischen Ton. … Ich schlug Häftlingen, die Kartoffeln gestohlen hatten, ins Gesicht. Ich empfand dies nicht als Misshandlung; ich sehe es als eine Art Erziehung”, begründete er sein Verhalten nach Kriegsende. Er erschoss einen angeblich fliehenden Häftling. Auch soll er Wachmänner angewiesen haben, Häftlinge “auf der Flucht” zu erschießen. Truschel leitete nach eigenen Angaben am 10. April 1945 die Räumung des Lagers und den Transport der Häftlinge nach Wöbbelin. Danach kam er in Trittau zum Einsatz. Er wurde am 1. Mai 1945 verhaftet und in Lüneburg interniert.

Am 12. Juli 1945 wurde Truschel aus dem britischen Internierungslager in Lüneburg zu seiner Familie nach Immensen entlassen. Hier wurde er am 3. Juli 1946 erneut verhaftet und in Braunschweig wegen Verbrechen im Außenlager Schandelah vor einem britischen Militärgericht angeklagt. Am 3. Februar 1947 wurde Karl Truschel wegen Misshandlung und Tötung von Häftlingen zum Tode verurteilt und am 2. Mai 1947 in Hameln hingerichtet.
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Martin Weiss
Geboren am 3. Juni 1905 in Weiden/Oberpfalz, schloss Martin Weiss 1924 die staatliche Maschinenbauschule in Landshut ab. 1923 hatte er sechs Monate als Zeitfreiwilliger in der Reichswehr gedient und war dem “Verein national gesinnter Soldaten”, einem Verband politisch rechts orientierter ehemaliger Soldaten und Freikorpskämpfer, beigetreten. 1924 wechselte er zum “Völkisch-Sozialen Block” und zum “Bund Reichskriegsflagge” und trat 1925 auch dem “Treubund Schlageter” bei. Seit dem 1. August 1926 Mitglied der NSDAP, gründete Weiss in Weiden die SA und die HJ mit. Er beendete 1930 das Studium der Elektrotechnik im thüringischen Bad Frankenhausen. Als Arbeitsloser im März 1932 zurück in Weiden, trat Weiss am 1. April in die SS ein und gründete den ersten SS-Sturm in seiner Heimatstadt. Zu den dortigen Gründungsmitgliedern zählte auch Richard Baer, sein späterer Adjutant im KL Neuengamme. Die Mitglieder formierten sich als “Rednerschutz” in den Dörfern und meldeten sich am 10. März 1933 als “Hilfspolizisten”.

Am 11. April 1933 kam Martin Weiss als Wachmann zu den Wachmannschaften im KL Dachau. 1934 heiratete er Maria S. aus Weiden. Die Ehe wurde im November 1941 geschieden. Ostern 1943 heiratete er die 21jährige Lisa A. Der erste Sohn wurde im Februar 1945, der zweite im Januar 1946 geboren. Die Familie lebte bis Kriegsende in der Dachauer SS-Siedlung.

Martin Weiss übernahm am 20. April 1936 die Funktion des Lageringenieurs in Dachau. Am 12. September 1937 wurde er zum SS-Obersturmführer befördert und Adjutant des Kommandanten, SS-Standartenführer Hans Loritz (seit 1. April 1936 im Amt). Nach dem Tod des Kommandanten des KL Neuengamme, Walter Eisfeld, wurde Weiss am 15. April 1940 dessen Nachfolger. Er lebte im SS-Lager. Die Zahl der Häftlinge in Neuengamme stieg während des Jahres 1940 deutlich: von 100 im Januar auf 2900 im Dezember. 430 Häftlinge starben während Martin Weiss Kommandant war. Berichte von Überlebenden zeichnen Weiss im Vergleich zu seinem Nachfolger Max Pauly eher positiv, unter seiner Führung seien weniger Gewaltexzesse vorgekommen als später.

1942 setzte Weiss entgegen der Dienstvorschrift nicht den Schutzhaftlagerführer, sondern seinen Adjutanten, Richard Baer, als seinen Stellvertreter ein. Diesem überließ er die Regelung der Verhältnisse im Schutzhaftlager. So erklärt sich wahrscheinlich das positive Bild von Weiss bei den Häftlingen, die sämtliche Brutalitäten Baer zuschrieben.

Im Frühjahr 1942 übernahm der inzwischen zum SS-Sturmbannführer beförderte Martin Weiss neben der Leitung des KL Neuengamme auch den Aufbau des KL Arbeitsdorf in Fallersleben beim Volkswagenwerk, ein Pilotprojekt für die Rüstungsproduktion.

Mit Wirkung vom 1. September 1942 wurde Weiss als Kommandant ins KL Dachau versetzt. Am 1. November 1943 kam er als Kommmandant ins KL Lublin-Majdanek. Am 3./4. November wurde hier die “Aktion Erntefest” durchgeführt, eine Massenerschießung der SS, bei der zwischen 40000 und 43000 Jüdinnen und Juden ermordet wurden. Das KL Lublin-Majdanek wurde im Frühjahr 1944 vor den heranrückenden sowjetischen Truppen geräumt.

Weiss wurde am 5. Mai 1944 Amtschef in der Amtsgruppe D (Inspektion der Konzentrationslager) des SS-Wirtschaftsverwaltungshauptamts und war ab Herbst als Sonderbeauftragter für Verlagerungsprojekte, 1945 auch für die Auflösung der Konzentrationslager, zuständig.

Weiss wurde am 15. November 1945 im US-amerikanischen Militärgerichtsprozess wegen der Verbrechen im KL Dachau angeklagt. Nachdem sich einige Überlebende positiv über Weiss als Kommandanten geäußert hatten, kam das Gericht zu der Überzeugung, Weiss sei “unzweifelhaft der beste Kommandant, der jemals in Dachau Dienst tat.” Auch Aussagen ehemaliger Häftlinge des KL Neuengamme zum Kommandanten Martin Weiss sind in Teilen positiv; Weiss trat den Häftlingen gegenüber nicht unkontrolliert und offen gewalttätig auf. Tatsächlich konnte er jedoch zum Zeitpunkt seiner Verurteilung auf eine konsequent verfolgte Karriere im NS-System mit exponierten Funktionen zurückblicken. Martin Weiss wurde wegen Verbrechen im KL Dachau am 13. Dezember 1945 zum Tode verurteilt und am 29. Mai 1946 in Landsberg hingerichtet.
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Karl Wiedemann
Am 9. April 1906 in Weilheim in Oberbayern geboren, arbeitete nach dem Abschluss einer kaufmännischen Lehre in der Gastwirtschaft seiner Eltern in München. Er diente 1924 bis 1929 bei der Kriegsmarine in Flensburg und übernahm nach dem Tod seines Vaters dessen Betrieb. Seit 1933 war er zunächst im Büro der Bahnmeisterei in Bremerhaven beschäftigt, ab 1937 beim Arbeitsamt in Wesermünde.

Im Mai 1933 trat Karl Wiedemann der SS und NSDAP bei. 1936 heiratete er Gertrud E. Im Dezember 1935 war Wiedemann auf eigenen Wunsch aus der SS entlassen worden, stellte jedoch kurz darauf einen Antrag auf Wiederaufnahme. Im September 1940 kam Wiedemann zur Wachmannschaft in das KL Neuengamme. Zunächst war er als Kompanieführer der 1. Wachkompanie im Stammlager tätig, im Juni 1944 erfolgte seine Beförderung zum SS-Obersturmführer und Leiter der Wachmannschaften. Mitte Juli 1944 wurde Wiedemann Kommandant des Außenlagers Hannover-Misburg, bevor er die Funktion des Stützpunktleiters für die Hamburger Außenlager des KL Neuengamme mit Sitz im Außenlager Hammerbrook in der Spaldingstraße im September 1944 übernahm. Ende Februar/Anfang März 1945 löste ihn in dieser Funktion Arnold Strippel ab, während er als Kommandant in das Außenlager Drütte in Salzgitter versetzt wurde.

1946 wurde Wiedemann im britischen Hauptprozess zu den Verbrechen im KL Neuengamme wegen Tötung und Misshandlung von Häftlingen angeklagt und zu fünfzehn Jahren Haft verurteilt. 1955 wurde er vorzeitig aus der Haft entlassen. Wiedemann starb 1968.
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