Bei Gedenkveranstaltungen werden gerne große Reden geschwungen. Es darf niemals vergessen werden, was die Nationalsozialisten Menschen angetan haben, heißt es da. Die Erinnerung muss wachgehalten werden; selbst dann, wenn das Votum der Zeitzeugen verstummt ist. Das ist nichts weiter als Geheuchelt. Die Realität sind ganz anders aus. Die russischen Kriegsgefangenen von Neuengamme sind ein exemplarisches Beispiel für den Umgang mit den Toten. Kaum jemand interessiert sich dafür, eben weil es ja nur Russen sind. Die Nazis haben im Dritten Reich wirklich gute Propaganda geleistet, indem sie diese Volksverhetzung bis zum Exitus betrieben haben. Und in unserer heutigen Gesellschaft ist es immer noch weitverbreitet, dass Russen angeblich „Untermenschen“ seien. Dass aber selbst Gedenkstätten sich noch heute davon implizieren lassen, das kann man durchaus als latente Diskriminierung bezeichnen.
Die Gedenkstätte Neuengamme muß erst einmal den Beweis dafür erbringen, dass sie sich öffentlich dazu bekennt, dieses Kapitel korrigieren zu wollen. Allerdings ist zu befürchten, dass Dr. Garbe und seine Knechte nicht den Schneid dafür haben.
Das ist aber noch nicht alles was im historischen Zusammenhang zu den russischen Kriegsgefangenen „faul“ ist. Wer sich die Bronzetafel auf dem Bergedorfer Friedhof anschaut, der kann dort nachlesen, dass diese Kriegsgefangenen im Oktober 1941 aus dem Kriegsgefangenenlager Fallingbostel zum KL Neuengamme gebracht wurden. Der Text auf der Bronzetafel stammt von Alfred Dreckmann, ehemaliger Leiter des Bergedorfer Museums. Seine Recherchen waren allerdings nicht besonders gründlich. Schon seit langem war bekannt, dass die Kriegsgefangenen aus einem Stalag im damaligen Wehrkreis X stammten. Daher ist es keineswegs nachvollziehbar, weshalb die Gedenkstätte Neuengamme diesen groben Fehler auf der Bronzetafel toleriert.
Aber auch die gängige Behauptung, die Tausend Kriegsgefangenen wären aus einem Stalag in der Lüneburger Heide nach Neuengamme gekommen, ist falsch. Hierbei spielt es eine gewichtige Rolle, dass zum einen keine wissenschaftliche Forschungsarbeit zu diesem Thema vorliegt; d.h. wenn die Gedenkstätte Neuengamme von außerhalb damit konfrontiert wird, dass die historische Geschichte zur Herkunft der Kriegsgefangenen, als auch das Gedenken an die Opfer, einen erheblichen Missstand aufweist, dann wird das fein säuberlich, mit akademischer Arroganz, ignoriert, weil die Damen und Herren Studierten derart hochnäsig sind, dass es ihr Ego nicht zulässt, einen durchaus freundlich gemeinten Einwand anzunehmen.
Es gibt keinen Zweifel daran, dass die russischen Kriegsgefangenen vom Stalag XB Sandbostel nach Neuengamme transportiert wurden. Selbst der Geschäftsführer der Gedenkstätte Lager Sandbostel (Andreas Ehresmann) ist nicht in der Lage etwas gegenteiliges darzulegen. Vielmehr verweist er aus eigener Unfähigkeit an einen Historiker, der sich damit mal nebenbei beschäftigt hat; aber auch er kann keine stichhaltigen Beweise vorlegen. Keiner kann etwas gegenteiliges behaupten, denn die Unterlagen der ehemaligen Wehrmachtauskunftsstelle legen präzise offen, woher die Kriegsgefangenen tatsächlich stammten. Nüchtern betrachtet hat das keinen besonderen Aspekt, ob die Kriegsgefangenen aus Fallingbostel, Wietzendorf oder Sandbostel kamen. Aber die seriöse Wissenschaft muss klare Beweise erbringen, wie die historischen Ereignisse stattgefunden haben. Und genau das hat die Gedenkstätte Neuengamme bis heute nicht getan (und wird sie auch in Zukunft nicht tun), obwohl die Historiker dazu fähig sein müssten. Vielleicht.
Wenn Menschen sich in der Gedenkstättenarbeit einsetzen, unabhängig davon ob es „einfache“ Bürger sind, Ehrenamtliche (die sowieso keinerlei Rechte haben), oder Freie Mitarbeiter; in dem Moment wo die Gedenkstätte Neuengamme von solchen Mitarbeitern kritisiert wird, gibt es keine Kollegialität mehr. Diesen Menschen wird dann ganz schnell die Mitarbeit gekündigt. Bei der Gedenkstätte Neuengamme „regiert“ nämlich eine Diktatur: Und die setzt sich vor allem aus dem Kollektiv Garbe, Herbert Diercks und Reimer Möller zusammen. Da die Gedenkstätte Neuengamme ständig einen Mangel an Mitarbeitern hat, ist es umso mehr beschämend, wie sie mit ihren eigenen Leuten umgeht. Außenstehende wissen natürlich nichts von derartigen Ereignissen, die sich hinter den Kulissen abspielen. Euro-Jobber, die maßlos von der Gedenkstätte ausgebeutet worden sind, obwohl bekannt gewesen ist, dass es sich dabei um Menschen mit Behinderung gehandelt hat; Ehrenamtliche werden schikaniert und wie zweitklassige Menschen behandelt; Freie Mitarbeiter, die sich weigern Führungen mit Bundeswehrangehörigen zu machen, werden ebenso diskreditiert und zu Tätern stigmatisiert.
Das Wort der Zeitzeugen wird bald verstummt sein. Keiner der Betroffenen kann dann das Wort erheben, wenn wieder einmal merkwürdige politische Entscheidungen über die Gedenkstätte Neuengamme getroffen werden. Diese Angst grassiert selbst unter Mitarbeitern der Gedenkstätte, vor allem unter den Festangestellten. Für die historische Geschichte, und für das Ansehen der Opfer, wäre es traurig, wenn die Gedenkstätte Neuengamme irgendwann geschlossen werden würde. In Anbetracht der Unmenschlichkeit, die Mitarbeitern der Gedenkstätte Neuengamme entgegen gebracht wird, wäre es eventuell angemessen, diesen „müden Laden“ (O-Ton Max Pauly) in geraumer Zeit zu schließen. Vielleicht kommen dann die Verantwortlichen wieder zur Besinnung.
Und dann auch das noch …